iPhone Xs MAX für etwa 1.900 EUR

OK, 1.649 Euro für das Top-Modell mit einem halben Terrabyte Speicher und Photoshop für Dummies inklusive. Aber wer so viel Geld für ein „Telefon“ mit Fotoapparat ausgibt, wird es kaum ohne Apple Care Schutzplan kaufen. Macht also an der Kasse etwa 1.900 Euro.

Immerhin – Nicht über 2.000 Euro

Eigentlich ist das doch alles reiner Wahnsinn, aber die Verkaufszahlen der abgelaufenen Entwicklungen zeigen die Fakten. Größter Erfolg, teuerste Firma, bester Gewinn und so weiter. Preissteigerungen von mehr als 20 Prozent? Für Apple kein Problem. Da soll mal einer sagen, es gäbe keine loyalen Kunden. Apple ist gnädig und hält den Preis des Topmodells mit Schutzplan „noch“ unter 2.000 Euro. Da kommt man doch aus dem Staunen einfach nicht raus. Und das als ehemaliger Apple-Verfechter. Das soll was heißen.

Faktencheck

Ich steige aus dem Faktencheck aus, denn ganz ehrlich, die ganze Nummer finde ich offen gesagt einfach zu teuer und mir bleibt nichts, als mir die Augen zu reiben. Wenn dann das nächste Quartal wieder neue Rekorde verkündet werden, liegt es aber auf der Hand – Die globale Society hat Geld ohne Ende und wahrscheinlich hat Warren Buffet Recht, als er sagte, dass iPhone sei viel zu billig, weil die Zahlungsbereitschaft der Kunden noch viel größer sei. Ich glaube, ich behalte erst mal mein aktuelles iPhone und beobachte diese Entwicklung mit großem Interesse.

Best Practice Apple

Man kann denken, was man will. Das ändert nichts daran, dass Apple genau das schafft, wovon alle Unternehmer und Top-Manager nur träumen. Da nützt die ganze Schimpferei auch nichts. Besser ist es, genau hin zu schauen, was Apple da macht. Samsung bietet Apple immerhin die höchste Form der Anerkennung, eine Kopie. Das ist auch nicht ganz unklug, denn von Best Practices kann und sollte man lernen. Auch dann, wenn man Apple-Geräte nicht mag. Das alles nicht zu beobachten wäre unklug.

Übrigens

… wer genau hin schaut, wird feststellen, dass Apple nicht mehr ein Modell im Programm hat, auch nicht drei, sondern eine ganze Tonne, denn auch etliche Vorgängermodelle, wie das iPhone 7, iPhone 8, iPhone X usw. sind zu haben. Das wird wahrscheinlich der Trick sein, denn ein gutes iPhone 7 kostet jetzt nur noch etwa 520 Euro. Auch kein schlechter Deal. Eigentlich ist jetzt für jede Geldbörse ein richtig schickes iPhone unter dem Weihnachtsbaum drin. Schüler finden ein iPhone passend zum Budget, genau so, wie der CEO oder ein Millionär. Wie schafft Apple das nur?

Bloomberg und USA Today sprechen am Rande bemerkt bei dem iPhone Xr von einem billigeren Modell, ähm … bei uns in Deutschland für nur sage und schreibe 849 Euro, also das Ding mit 64 GB. Bei 128 GB sind es dann auch noch billige 909 Euro. Was für ein Schnäppchen!

Die Zeiten ändern sich

Ich persönlich kenne junge Leute, die machen keinen Führerschein, weil sie sich lieber ein neues iPhone kaufen. Der Führerschein muss dann eben warten. Das ist keine Studie, sondern eine einfache Beobachtung. Möglicherweise treffen wir diese Leute dann mit einem iPhone Xs MAX im Bus. Glücklich mit ihrem Gerät, aber eben im Bus und nicht im Auto.

Einigkeit und Recht und Freiheit

… und das digital? Was hat die aktuelle politische Debatte mit Digitalisierung zu tun? Können wir einfach weitermachen, als wäre nichts geschehen und mit Scheuklappen einfach unsere Arbeit tun? Heute debattierte der Bundestag, beginnend mit dem Oppositionsführer AFD. In gewohnter Weise hinterließ die AFD nur eine Spur – Spaltung, Aggression und die Gesellschaft besteht nach deren Meinung nur aus einem einzigen Thema. Keine Antworten zu Rente, Bildung, Infrastruktur, Digitalisierung, globale Sicherung, Wachstum, Wirtschaft. Null Komma nichts! Die AFD hat heute bewiesen, dass sie eigentlich gar kein Programm hat für uns Bürger, dafür Hetze, Hass und Spaltung. Alles Faktoren für einen wirtschaftlichen Abstieg. Die AFD steht für Rückschritt.

Einheit und Recht und Freiheit … digital!

Die Bundeskanzlerin dagegen hat über das gesprochen, was uns als Gesellschaft nach vorne bringt. Einigkeit, Recht und Freiheit. Einigkeit zwischen Deutschen, Europäern und Menschen, die wegen Bombardements bei uns in Deutschland Hilfe und Zuflucht suchen. Menschen, die ansonsten verhungern oder ermordet werden. Offenbar ist das etwas aus dem Fokus gerückt. Es geht um menschliche Schicksale.

Ein Faktum gehört in den Fokus, was die Digitalisierung betrifft. Wirtschaftlich brauchen wir eine internationale Zusammenarbeit und mehr noch, wir brauchen Menschen aus anderen Ländern, die zu uns kommen, um das Wachstum aufrecht zu erhalten. Denn wir haben hier zu wenig Fachkräfte in Deutschland. Aber unabhängig davon geht es nicht immer nur um Geld und Wachstum. Es geht auch um Menschlichkeit und diese ist in unserem Grundgesetz verankert. Die Bundeskanzlerin brachte es sehr gut auf den Punkt: Christen, Muslime, Atheisten, Juden, … alle gehören zu uns und unserer Demokratie. Das ist ein Ansatz zur Einigung. Trotz unterschiedlicher Weltanschauungen benötigen wir Einheit in diesem Land.

Digitalisierung hebt Grenzen auf. Wir sprechen von Cloud-Business und genau das ist die Grundlage für eine internationale grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Wer abgrenzt, behindert Wachstum, Zukunft und Freiheit in unserer Demokratie.

Wir, Menschen und Wirtschaftssubjekte, benötigen Einheit, Recht und Freiheit zur Gestaltung einer aussichtsreichen und friedlichen Zukunft. Frieden ist für uns in diesem Land zu so einer Selbstverständlichkeit geworden, dass es offenbar etwas aus dem Fokus gerückt ist, aber wenn wir nicht aufpassen, kann diese Sicherheit schnell verloren gehen. Frieden war der Grundstein für ein geeintes Europa. Es geht nicht immer nur um Geld und wirtschaftliches Wachstum.

Auf den Punkt gebracht

  • Einigkeit – Multikulturelle Unternehmen mit Menschen unterschiedlicher Herkunft
  • Recht – International ausgerichtete Verträge zur Gestaltung einer digitalen Welt
  • Freiheit – Grenzfreier Wirtschafts- und Warenverkehr, auch für digitale Datenströme, für Menschen sowieso

Verlässlichkeit im Umbruch – Geht das?

Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank spricht auf der Handelsblatt Tagung davon, dass die vor uns liegenden Umbrüche alles in den Schatten stellen werden. Er Berichtet, wie so ziemlich alle von dem Erfolgsmodell Apple und darüber, wie der einst starke Marktführer NOKIA sich quasi in Luft auflöste. Damit leitete er ein, wieso wir in Deutschland zumindest eine große international ausgerichtete Bank brauchen. Na klar, die Deutsche Bank. So weit so gut. In der Fragerunde kommt wie es kommen muss. Es wird die Frage nach Innovationskraft in der IT gestellt und hier zeigt Sewing, dass ihm die Auswirkungen der technologischen Entwicklungen, die durch Kundenanforderungen getrieben werden, noch nicht so ganz klar sind (meine ich erst mal).

Verlässlichkeit ist wichtig – wirklich?

„Eins ist ganz wichtig, die Verlässlichkeit der Systeme (…) parallel dazu müssen wir sie noch schneller (…) machen“, so Sewing. Hier in Deutschland könnte es sein, dass erst mal alle brav nicken. Leider ist das heute nicht mehr das wichtigste und ich will am Beispiel Siemens zeigen, warum diese Annahme vollständig verkehrt ist.

Bei Siemens Communications war Verlässlichkeit das wichtigste

Direkt vorweg, Siemens COM existiert nicht mehr und die Reste hat ein Investor aufgesammelt. Seit 2005 habe ich Siemens in diesem Umfeld beraten. Unter anderem war die Verlässlichkeit von großen PBX-Anlagen für etwa 100.000 Anwender im Fokus. Teure Preise, komplexe Integrationsprojekte und zahlreiche Features wurden höher bewertet, als der Komfort einer virtuellen Lösung. Das Hauptargument war Verlässlichkeit. Konkret: „Wer will schon eine Telefonanlage, bei dem die Leute aus den Konferenzschaltungen raus fliegen. Dafür bezahlen die Kunden“, so die Ingenieure bei Siemens mir gegenüber. Ich habe dagegen gehalten und geraten, das komplette Modell zu Ändern, weil Kunden mit weniger Verlässlichkeit zufrieden sind, wenn die Lösung insgesamt günstiger, schneller und vor allem komfortabler ist. Lange Rede, kurzer Sinn. Siemens hat den Knall nicht gehört und durfte zu guter letzt die gesamte Sparte einstampfen. Nun gut, verkauft für 1 EUR an Alec Gores. Ende der Geschichte.

Verlässlichkeit ist nicht mehr das wichtigste – Auch bei Banken

Verlässlichkeit der IT Systeme ist nicht das strategische Kriterium für zukünftigen Erfolg. Das Kernkriterium ist Anwenderfreundlichkeit. Sowohl für Kunden, als auch für Akteure innerhalb der Leistungsorganisationen. Wer heute sehr verlässliche, sehr gut integrierte Systeme, mit einem stabilen Kern entwickelt, tut gut daran, aber die zentrale Frage ist: WO? Welche Systeme?

System ist nicht System!

Im Backend ist Verlässlichkeit nach wie vor Trumpf, aber keinesfalls gilt dies für Plattformen und Systeme zur Marktbearbeitung. An der Kundenschnittstelle, den Funktionsbereichen Marketing, Vertrieb und  Service ist coolnes, Einfachheit und Anwenderfreundlichkeit der entscheidende Erfolgsfaktor.

Herr Sewing hat Recht, was die Backend-Systeme betrifft, aber leider hat er komplett unrecht, was die Systeme zur Marktbearbeitung betreffen. Er hat richtig analysiert, dass die vor uns stehenden Umbrüche (insbesondere im Bankensektor) alles bisherige in den Schatten stellen werden und die Analyse muss hier differenziert weiter geführt werden, denn Erfolg in der Marktbearbeitung wird eben in Zukunft stärker durch Anwenderfreundlichkeit, als durch Verlässlichkeit geprägt werden.

Ich schreibe das, weil ich diese Diskussion schon seit 20 Jahren bei großen Unternehmen führe. Erfreulicher Weise konnte ich aber auch schon oft und nach vielen Projekten beobachten, wie der Ansatz der Anwenderfreundlichkeit (für Kunden und Mitarbeiter) zum Ziel führte. Mein Buch zu diesem Thema (festhalten, aus dem Jahr 2002) wurde von den Vice Präsidenten meines damaligen Arbeitgebers Ernst & Young wie folgt bewertet:

„Harry, das ist alles richtig, aber der Markt wird frühestens in 10 Jahren dafür reif sein. Das versteht heute noch keiner“.

Das war 2002. Eigentlich müsste der Reifungsprozess fortgeschritten und das Verständnis vorhanden sein.