US-Handelskrieg Szenario

Krieg bedeutet Vernichtung, Tod und Verlust. Handelskrieg bedeutet Vernichtung von Assets, Tod von Unternehmen und Wohlfahrtsverluste für ganze Nationen. Welche Zukunft stände uns bevor, wenn die Welt von Donald Trumps Handelskrieg Realität würde?

Handelskrieg in der Digitalwirtschaft

Versuchen wir mal nicht auf das große Ganze zu schauen. Blicken wir nur mal in unser bescheidenes Leben und stellen und vor, Donald Trump verhängt brutale Zölle auf europäische Produkte wie Autos, Industriegüter aus dem Anlagen und Maschinenbau, Pharma und Telekommunikation. Nehmen wir weiter an, Europa würde sich wehren. Ganz einfach, indem Digitalprodukte ebenso hoch mit kriegerischen Strafzöllen belegt werden.

Die letzte Eskalationsstufe

Stellen wir uns vor, der Handelskrieg entwickelt sich so, wie sich Kriege üblicherweise entwickeln – unkontrolliert und getrieben aus Rache und Schutzmechanismen. Eben komplett wieder die menschliche Vernunft. Das ist das Wesen eines jeden Krieges. Er ist dumm, kurzsichtig, zerstörerisch und schadet allen beteiligten massiv. Also, nehmen wir an, Digitalprodukte aus den USA finden in der letzten Eskalationsstufe keinen Zugang mehr zu europäischen Märkten, weil die Europäer von dem Trumpschen Unsinn die Nase voll haben und sich entsprechend wehren.

Was würde uns fehlen?

Da die Liste ziemlich lang ist, macht es Sinn, einen Blick auf die Stichpunkte zu werfen. Wir schauen mal auf die Dienste und Produkte, die in so einer letzten Esakalationsstufe nicht mehr zugänglich wären

  • Microsoft Windows als Betriebssystem für unsere PC’s
  • Apple Mac’s, iPhones, iPads, Apple Music, …
  • Amazon Prime inkl. Musik, Filme, …
  • Netflix Serien
  • Microsoft Office, Dynamics für die Betriebe, Sharepoint, Teams, …
  • Google Suchdienste
  • Social Media wie Facebook, Twitter, Pinterest, LinkedIN …
  • Für Betriebe Oracle, Salesforce, …
  • Und noch mehr Microsoft wie Azure, Serverdienste, Outlook, …

So, wenn Krieg ist, gibt es das alles nicht mehr, da es aus dem „Ausland“ kommt. Grenze dicht und Feierabend. Es liegt auf der Hand, dass so etwas zum Kollaps der digitalisierten Wirtschaft führt. Auf der anderen Seite macht es eins deutlich:

Europa ist ohne US amerikanische Produkte Handlungsunfähig. Wir sind komplett abhängig. Wir können dicht machen und alle nach hause gehen und das nicht nur in Unternehmen, sondern auch in der privaten Welt. Wenn es zu einem echten Krieg kommt, haben wir keine Alternativen. Andererseits: Wieso sollen wir uns 25 Prozent kriegerischen Strafzoll auf Autoimporte gefallen lassen?

Wie wäre es, wenn wir auch mal 25 Prozent Einfuhrsteuer auf alle US-Digitalprodukte und -Dienstleistungen erheben? Nur mal so als ein genau so unsinniges Gedankenspiel, wie Donald Trump sie täglich auf Twitter raus haut. Wo soll uns der  „America first“-Ansatz eigentlich hin führen?

Wir sind abhängig von den USA und der US amerikanische Präsident hat eine klare Agenda: „America first“. Ist uns eigentlich klar, wohin diese Reise führt?

Handelskrieg digital

Mit welchen Mitteln kann Europa und die Welt einen Handelskrieg führen, um US Präsident Donald Duck zur Vernunft zu bewegen? Zuerst einmal liegt auf der Hand, was jeder Erstsemester in VWL in seinen Basisveranstaltungen für Anfänger lernt: Zölle reduzieren Wohlstand. Alle Länder erleiden Wohlfahrtsverluste. Begründet wird dies belastbar und empirisch nachgewiesen beispielsweise mit

  • Spieltheorie
  • Zolltheorie
  • Transaktionstheorie

Die Spieltheorie belegt den Schaden für alle Spielteilnehmer durch egoistisches Verhalten. Die Zolltheorie belegt den globalen Schaden durch Preis- und Mengenverschiebungen in Angebots- und Nachfragekurven (Inland, Weltmarkt, Ausland) und die Transaktionstheorie zeigt eindrücklich, wie Zölle abgestimmte Transaktionskostenoptimierung zerstören. Mit jeder dieser Theorien wird eindrücklich belegt, dass Zölle die Wohlfahrt für alle Beteiligten in einer komplexen und miteinander vernetzten Welt reduziert.

Welche intelligenten Gegenmaßnahmen stehen zur Verfügung?

Ebenfalls Anfängerwissen, aber jede Gegenmaßnahme führt zu weiteren negativen Effekten. Auch wenn am Stammtisch mit viel Kraftmeierei die Parolen: „Das lassen wir uns nicht gefallen“ immer lauter werden, ist grundsätzlich die Lösung in Deeskalation zu suchen. Entschuldigung, das war ja gar nicht am Stammtisch, sondern im europäischen Parlament. Ich verstehe nicht die politische Diskussion, weil jeder Ökonom diese Zusammenhänge kennen muss, wenn er die Uni mit einem Examen abgeschlossen hat. Selbst ein Ausreichend genügt. Aus vernünftiger Sicht bleibt nur eine Alternative – Deeskalation. Whisky und Harleys zu verzollen ist abgesehen davon ein Zeichen von kindlichem emotional geladenem Verhalten, dass wir uns wirklich komplett verkneifen sollten. Wo liegt also die Lösung?

Die stärkste Waffe als Druckmittel?

Mal im Ernst, wer will schon veraltete Autotechnik aus den USA kaufen? Und die paar Moppeds oder Whikeys weniger machen den Braten auch nicht fett. Viele amerikanische Produkte sind im Vergleich zur europäischen Lösungen schlicht weg inferior. Doch ein Sektor in den USA ist weltweit führend, uns haushoch überlegen und der eigentliche Wirtschaftsmotor in den USA, wenn wir an Amazon, Google, Facebook, Apple, Microsoft, Salesforce, Oracle und so weiter denken. High-Tech!

Wie wäre es, kurzer Hand eine Umsatzsteuer auf Datentransaktionen von US-Anbietern zu erheben? Jeder Zugriff auf die Cloud mit einer Steuer belegen? Das würde die Amerikanische Wirtschaft bis ins Mark treffen, aber wie bei Donald Ducks Verhalten wissen wir, dass wir uns damit ins eigene Fleisch schneiden. Ach was, eigentlich können wir uns dann direkt die Beine amputieren, denn die Abhängigkeit von amerikanischen Technologielösungen geht so weit, dass wir unsere Industrie von einem auf den anderen Tag komplett auf Null fahren können, wenn beispielsweise Windows mal eben abgeschaltet wird. Wir sehen – das geht nicht!

Diplomatie statt Kraftmeierei

Dieses krasse Beispiel habe ich nur aus einem Grund erwähnt, damit deutlich wird, wie abhängig wir in einer global vernetzten Welt sind, die wir geschaffen haben und die wir alle täglich weiter ausbauen, um den globalen Wohlstand zu steigern und selber davon zu profitieren. So schwer es auch fällt, wir dürfen keine Gegenmaßnahmen ergreifen, wenn wir allen Beteiligten nicht schaden wollen. Es ist das Wesen von Krieg, dass alle verlieren und dieses Wesen gilt auch für Handelskriege. Jetzt brauchen wir Ruhe, eine vorsichtige Wortwahl und eine politische Führung, die sich nicht auf das Niveau von Donald Duck begibt. Sollte er weitere Zölle erheben, gilt auch hier, Ruhe zu bewahren.

Fazit: Jede Form von Handelskrieg, sei es durch Angriff oder Verteidigung ist zu vermeiden, weil jeder kriegerische Schachzug zu Verlusten führt. Nachgewiesen durch Zoll-, Spiel- und Transaktionstheorie, um nur drei Bereiche ins Feld zu führen, zu denen wir empirische Befunde vorliegen haben.

Auch ein digitaler Handelskrieg ist keine Lösung.