GROKO konkret Teil 4: Digitalen Wandel für alle Menschen positiv gestalten

Der letzte Punkt ist nicht minder komplex, denn hier wird auf unsere Grundrechte referenziert. Das impliziert nicht nur einen undifferenzierten Zugang zu digitalen Instrumenten, sondern viel mehr die Kontrolle über den Wandel zu einer digitaleren Gesellschaft im positiven Sinne. Das hört sich alles prima an, doch als verantwortungsbewusste Bürger fragen wir: „Was bedeutet das eigentlich?“ und: „Welchen Beitrag leistet der Einzelne?“

Gestaltungsauftrag pragmatisch

Wir alle, die ihren Lebensunterhalt mit der Digitalisierung erwirtschaften, müssen uns verantwortungsbewusst verhalten. Dazu gehört mehr, als nur die Produktivität zu steigern, Kosten zu senken oder Wachstum zu schaffen. Dazu gehört auch ein sehr verantwortungsvoller Umgang im Einsatz digitaler Instrumente, um das zu tun, was mit all dem erreicht werden soll – „(…) für alle Menschen positiv gestalten.“

Investitionen in den Menschen

Es fällt immer wieder auf, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern Mittel zum Zweck. Es geht immer um den Menschen und das gesellschaftliche Miteinander oder unser individuelles Leben positiver zu gestalten. Grundsätzlich ist genau das die richtige Richtung. Was ich jedoch im Alltag bei den Unternehmen feststelle, ist eine hohe Investitionsbereitschaft in Technologien, Infrastrukturen und Cloud-Ansätze. Doch wo bleibt das Budget für diejenigen, um die es geht – Menschen? Digitale Transformation bedeutet vor allem eine Investition in Menschen mit geeigneten Programmen, um Wissen zu erweitern. Mit Trainingsinvestitionen wird das noch so eben abgedeckt. Noch wichtiger ist jedoch das Invest in die Änderung von Verhalten.

Politischer Aufgabe

Ich bin gespannt, in welchen politischen Vorhaben und Initiativen dies ausgestaltet wird. Aus unternehmerischer Perspektive beobachte ich viele Anstrengungen in diese Richtung. Konkrete Investitionen, spezifische Transformation, Qualifikation und Weiterbildung, ja sogar den kompletten Umbau von Leistungsorganisationen in neu geordnete Systeme mit neuen Regeln und Eigenverantwortlichkeiten. Mit mehr Vernetzung, mehr Handlungs- und Gestaltungsfreiraum. Dies auf gesellschaftliche Aufgaben zu übertragen ist ein gewaltiges Vorhaben.

Digitalisierung ist zentrales Thema

Die Präambel ist ein guter erster Schritt. Auf die konkrete Ausgestaltung in den nächsten vier Jahren dürfen wir gespannt sein. Auch nach der Wahl stelle ich mir die Frage, welche Partei hier ein richtig gutes Programm auf dem Tisch liegen hat. Das Thema Digitalisierung unserer Gesellschaft ist noch nicht auf dem Platz in der Agenda, den wir benötigen, um die Zukunft so zu gestalten, damit die Digitalisierung einen positiven Effekt aus ALLE Menschen hat. Hier gibt es noch Potenzial zur Ausgestaltung und entsprechenden Handlungsspielraum.

GROKO konkret Teil 3 – Digitaler Wandel von Gesellschaft

Der digitale Wandel von Wirtschaft und Arbeit hat umfangreiche Auswirkungen auf andere gesellschaftliche Aspekte. Wenn Arbeit und Wirtschaft die Versprechen der Digitalisierungsanbieter realisieren, werden wir als Gesellschaft schneller, vernetzter und vor allem produktiver. Man sollte meinen, dass uns allen dies mehr Zeit für unser Leben verschafft, aber wenn wir ganz konkret in unseren Alltag sehen, stellen wir fest, dass es immer häufiger Pingt, zischt, summt und brummt. 24 Stunden am Tag und das 7 Tage die Woche. Eigentlich immer.

Gestaltung beginnt bei uns persönlich

Wir werden hier neue Rahmenbedingungen brauchen, die uns als Gesellschaft helfen, mit der Hyperproduktivität fertig zu werden, denn es wird nicht weniger, sondern mehr. Es wird nicht einfacher, sondern vernetzter und damit noch komplexer. Die Lösung kann mit Nichten darin bestehen, irgendwelche digitalen Instrumente für alle gesellschaftlichen Gruppen anzubieten oder die Netzwerkinfrastrukturen entsprechend auszubauen. Das ist der geringste Teil. Die eigentliche Herausforderung steht uns erst noch ins Haus.

Politik rennt hinterher, nicht vorweg

Die Politik wird wie immer erst die Rahmenbedingungen schaffen, wenn bereits vieles aus dem Ruder läuft. Hinterher werden Fehlentwicklungen wieder eingefangen. Beginnen wir doch bei uns selber und organisieren wir unsere Geräte und Einstellungen so, dass wir auch Zeiten der digitalen Ruhe haben. Zumindest in der Nacht oder auch am Sonntag.

Morgen: Punkt vier von vier – Digitaler Wandel für alle Menschen positiv gestalten.

GROKO konkret Teil 2 – Digitaler Wandel von Arbeit

Arbeit ist die Leistungsebene in der Wirtschaft. Quasi die Substanz des Erfolges. Es wird nicht ausreichen, die Menschen in den Prozessen mit Technologien auszustatten. Die Arbeit wird sich grundlegend verändern. Bis ins Mittelalter hinein war der Ort der Leistungserbringung in den Betrieben sehr eng verbunden mit dem häuslichen Betrieb, dem Privatleben. Erst die Industrialisierung hat diese Orte der Betriebe aufgespalten in den häuslichen privaten Betrieb (originärer Betrieb) und den Industrie-, Dienstleitungs- oder Handwerksbetrieb (derivativer, also abgeleiteter Betrieb). Mit der Digitalisierung erleben wir die Auflösung der Grenzen von Betrieben wie wir sie bisher kannten zurück ins mittelalterlich Muster, in dem die Aufspaltung der Orte von Leistungserbringung wieder fusioniert wird. Lediglich die neue Komponente der Hypermobilität ist hinzugekommen.

Verschmelzung von Privat- und Berufsleben

Die Leistungserbringung in derivativen Betrieben (quasi in den Räumen der Firma) ist im Interesse von Work Life Balance rückläufig. Arbeit wandelt sich und das ist bei weitem nicht komplett neu, sondern in gewisser Weise sogar eine Rückkehr zu alten Formen, in denen der derivative Betrieb wieder mit dem originären Betrieb verschmolzen wird. Ganz einfach – Arbeiten von zu Hause aus. Das gilt es zu organisieren und mit geeigneten Rahmenbedingungen zu unterstützen (vgl. Prof. Dr. Klaus Stüdemann, Allgemeine BWL).

Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung

Ich habe keinen Zweifel daran, dass die selbstorganisierenden Kräfte in der Wirtschaft die Arbeit neu organisieren und Organisationsformen umsetzen, die den neuen Anforderungen entsprechen werden. Aber ich habe zumindest noch sehr viele Fragezeichen, wenn ich mir die Prozesse in der Verwaltung ansehe mit Blick auf Work Life Balance. Unternehmen haben dies schon heute umgesetzt. Wann die öffentlichen Verwaltungen hier nachziehen werden, steht noch in den Sternen. Oder kennt jemand schon öffentliche Verwaltungen, in denen der originäre und derivative Betrieb auf Basis digitaler Lösungen zusammen gelegt wurde – damit die Beamten eine bessere Work Life Balance erhalten? Das wäre ein konkreter Ansatz zur Digitalisierung.

 

Morgen: Punkt 3 von 4: Digitaler Wandel von Gesellschaft