GROKO konkret Teil 1 – Was wird digitalisiert?

Nun haben die potenziellen Koalitionspartner es geschafft. Zumindest für weitere Gespräche. Warten wir mal ab, was die Basis der SPD noch liefert. Wir als Bürger schauen ins Sondierungspapier und fragen: „Wie sieht denn jetzt die digitale Agenda für Deutschland aus?“ Vielleicht macht es Sinn, die Ergebnisse der Sondierungsgespräche von CDU, CSU und SPD in der finalen Fassung vom 12.01.2018 unter die Lupe zu nehmen. Bis zu einer Regierungsbildung, die frühestens Anfang März zustande kommen kann, schauen wir uns mal die Vereinbarung für unser Land täglich ein wenig an. Beginnen wir ganz vorne in der Präambel.

Folge 1 – Digitalisierung in der Präambel

„(…) Wir wollen (…) den digitalen Wandel von Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft für alle Menschen positiv gestalten“,

lautet es in einem der acht Punkte zu dem, was die Partner vereinbart haben. Es ist gut, dass schon in der Rahmengebung der Wille zur Transformation unserer gesamten Gesellschaft erkennbar zum Ausdruck gebracht wird. Im Verlauf werden wir prüfen, wie die konkrete Ausgestaltung aussehen wird. Aber zurück zum Anfang – Welche Bestandteile finden wir dort konkret?

Punkt 1 – Digitaler Wandel in der Wirtschaft

Es ist zu begrüßen, dass unsere Politiker den digitalen Wandel in der Wirtschaft wollen. Das ist quasi ein Selbstläufer, weil wir als Bürger in den Unternehmen mit Verantwortung für eine positive Entwicklung geeignete Maßnahmen ergreifen werden, um Wachstums- und Gewinnziele zu erreichen. Die Wirtschaft umfasst jedoch auch den Staat und hier lautet die erste Nachfrage: Was bedeutet es genau, dass staatliche Unternehmen und andere Träger den digitalen Wandel vollziehen? Das sind schön klingende Worte, doch hier erwarten wir konkreteres als Ergebnis in den anstehenden Vertragsverhandlungen. Erst einmal.

Um den digitalen Wandel in der Wirtschaft brauchen sich die Politiker wohl am wenigsten Sorgen machen, noch müssen sie hier einschreiten, denn es liegt in der Natur der Sache, dass die Wirtschaftssubjekte ein ureigenes Interesse daran haben, die Digitalisierung für sich und ihre Ziele in jeglicher Hinsicht innovativ zu nutzen. Spannender wird es in den folgenden Aspekten „Arbeit, Gesellschaft und Menschen“.

Next Generation – „Must have“ und nicht „nice to have“

Soviel ist sicher, Digitalisierung wird grundsätzlich und tendenziell von der jungen Generation getrieben wird und nicht von den Besitzstandswahrern. Es liegt in der Natur der Sache, dass Disruption und Innovation mit Regelbruch einhergeht und dazu eignen sich am besten die Menschen, deren Blick für Risiken noch nicht so stark ausgeprägt ist. Menschen, die mehr Chancen sehen und solche, die nicht nur für die Zukunft stehen, sondern diejenigen, die einen Teil der Zukunft repräsentieren. Es ist wichtig, dass die nächste Generation zum Zuge kommt. Da ist es wenig hilfreich, wenn der kleine Partner vom große Partner genau diese Menschen als „Zwerge“ abstempelt.

Wie die jungen Leute zur aktuellen Entscheidung der SPD-Parteibasis stehen zeigt sehr eindrücklich eine Erhebung, die auf Speigel.de veröffentlicht wurde.

Quelle: Speigel.de am 22.01.2018

Morgen Teil 2 von 4: Digitaler Wandel von Arbeit. Das wird schon sehr konkret.

Apple zahlt 38 Mrd. US$ Steuern – Warum eigentlich nicht hier in Europa?

Apple nutzt wie alle Unternehmen die bestehenden Rechtsräume, aber wir als Europäer schauen in die Röhre, denn die in Europa gelagerten Milliarden sind hier entstanden, weil Kunden hier in Europa über Jahre hinweg kräftig zugelangt haben bei Apple-Produkten. Apple hat in Irland 50 Euro Steuern auf 1 Mio. EUR Umsatz gezahlt, wenn man der Presse glauben kann. Apple selbst gibt seinen Steuersatz seit 2015 mit 12,5 Prozent in Irland an. Wie dem auch sei, wenn alles richtig gelaufen wäre, würden 38 Mrd. US$ an Steuern hier in Europa gezahlt werden und nicht in die Staatskassen der Amerikaner. Sollten Steuern nicht dort gezahlt werden, wo der Umsatz generiert wurde?

Das Geld gehört dem Europäischen Fiskus – Eigentlich

38 Mrd. US$, aktuell etwa 31 Mrd. EUR gehören der EU, doch leider waren wir zu sehr mit kleinteiligen Steuerkriegen zwischen den Ländern engagiert, als dass wir uns zusammen raufen und einheitlich in Europa alle Unternehmen gleich besteuern. Aber nein, jeder will gewinnen und am Ende verlieren wir alles … an Amerika. Genau das kommt dabei heraus. Apple hat alles richtig gemacht. Und so schwer es mir fällt, auch US-Präsident Trump hat Apples Entscheidung in gewohnter Manier populistisch in Szene gesetzt und die Zerstrittenheit in Europa für Amerika genutzt. Ziemlich schlau von dem Amerikanern. Ziemlich dumm von uns Europäern. Leider.

Was lernen wir daraus?

Apple war erst der Anfang, denn auch Unternehmen wie Microsoft, Google und Facebook werden den neuen Steuersatz für sich nutzen und das Geld dort versteuern, wo es aus unternehmerischer Sicht sinnvoll erscheint. Jeder verantwortliche Manager wär mit der Zange gekniffen, wenn er nicht genau so handelt, wie Apple es derzeit vorlegt. Steueroptimierung auf globalem Niveau und das ist aus ökonomischer Sicht absolut berechtigt. Ob es sozialpolitisch korrekt ist, muss von unseren Politikern beantwortet werden, die es zugelassen haben, dass Unternehmen wie Apple einen Cash-Berg von über 200 Mrd. US$ in Europa angehäuft, unangetastet gelagert und dann in die USA transferiert wird, wenn die Steuergesetzgebung einen günstigen Moment verspricht.

Gewinne aus der Digitalisierung

Digitalisierung kennt keine Grenzen. Wenn wir Europäer uns weiter in kleinteiliger Vielstaaterei verzetteln und nationale Interessen in den Fokus rücken, wird sich nichts daran ändern, dass Steuern genau dort abgeführt werden, wo es für die Handelnden am günstigsten scheint. Unternehmer sind für eine positive wirtschaftliche Entwicklung mit Gewinnabsicht verantwortlich. Politiker sind für Rahmenbedingungen und gerechte Verteilung verantwortlich. Eine digitale Welt erfordert Rahmenbedingungen, die das berücksichtigen, statt sich in allerhand „analogen“ Subventionen in toten Industrien zu engagieren.

Digitalisierung von Mensch und Maschine

Die meisten Beiträge zur Digitalisierung werden werbetechnisch verfasst. Das Thema wird immer so platziert, wie es dem jeweiligen Anbieter gut in den Kram passt, damit er seine eigenen Dienstleistungen verkaufen kann. Die Entscheider haben das Nachsehen und müssen sich mit Ansichten beschäftigen, die nicht immer zielführend sind. Weil das Thema nicht einfach ist, werden Experten benötigt. Und nicht genug des Ganzen – Damit Sie als Zielkunde geködert werden, wird die gesamte Klaviatur der Digitalisierung eingesetzt. Sie werden geflutet mit Studien, Expertenbeiträgen und außerordentlichen Beispielen. Wie kommen Sie da raus?

Die Wahrheit ist gar nicht so schlecht und kommt von innen

Zuerst einmal gilt es, aus dem Wust an PR-, Werbe- und Experteninhalten getarnt in Studien, Berichten und Best Practices zu erkennen, wer wirklich unabhängig daher kommt. Wer wird Ihnen die Wahrheit unverblümt vor Augen führen? Ich meine, dass die eigene Mannschaft, also die Beschäftigten in einem Unternehmen am besten wissen, wie es um die Lage bestellt ist. Wieso werden die eigenen Leute also nicht gebührend mit einbezogen? Die eigene Mannschaft ist das Beste Team, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Wie soll ein Externer nur ansatzweise den aktuellen Zustand identifizieren? Mit Interviews? Mit furchtbar theoretischen Workshops oder in so tiefer Detailarbeit, dass die Sicht fürs Ganze fehlt? Die Wahrheit kommt aus den eigenen Reihen … und tut oft weh. Um sie wirklich zu erfassen, reicht auch keine elektronische Befragung aus.

Methoden der Wahrheitsfindung

Den aktuellen Zustand in der Digitalisierung der eigenen Leistungsorganisation kann man am besten mit erprobten Methoden identifizieren. Eine Methode ist dann pragmatisch brauchbar, wenn sie den aktuellen Zustand identifiziert, ein Zielbild skizzieren kann und Maßnahmen festlegt, um die definierten Ziele zu erreichen. Drei wesentliche Punkte. Prüfen Sie stets, ob Sie diesen Basisansatz finden.

Im zweiten Schritt prüfen Sie den Einbezug von Expertenwissen und der eigenen DNA, wobei die DNA der wichtigere Teil am Geschehen ist, also das Know-how des eigenen Teams und nicht der Externen. In der Anwendung auf dem Digitalisierungspfad in der Marktbearbeitung können Sie beispielsweise das eigene Know-how einbringen mit den Methoden „Customer Journey Mapping“ oder allgemeiner „Design Thinking“. In beiden Fällen ist das Experten Know-how aus den eigenen Reihen unverzichtbar.

Mitarbeiter und Externe

Die Externen liefern Ihnen Methoden zur Strukturierung, Abwicklung und Kontrolle auf dem Weg zum Ziel. Viele Digitalisierungprojekte sind viel zu schnell in der technischen Umsetzung. Grundsätzlich ist das nicht verkehrt, doch Achtung ist geboten, wenn die Anforderungen der Fachbereiche nicht gut durchdacht und in kleinen Paketen vorbereitet werden. Auch ist größte Vorsicht geboten, wenn Change- und Transformation Management wie ein fünftes Rad am Wagen irgendwo hinten dran gehangen wird. Digitalisierung ist zu aller erst Transformation und die geschieht nicht durch die IT-Lösung alleine, sondern durch eine Veränderung der Denk- und Handlungsweisen der Akteure in der Organisation. Faktor Mensch.

Einen guten Berater erkennen Sie daran, dass er über die gesamte Wegstrecke ein Arbeitspaket Digitale Transformation/Change Management anbietet. So kann der Erfolg bis zum Ende (und nicht am Ende) abgesichert werden. Hören Sie nicht allenthalben: „… damit Sie produktiver werden?“. Damit sind Menschen und keine Maschinen gemeint. Nur der Einklang von Mensch und Maschine sichert den Gesamterfolg. Digitalisierungsvorhaben sind zu einschneidend, als dass die Change-Komponente nur auf das Thema Training amputiert wird.