Digitalagenda Deutschland – Scharfe BDI-Kritik

Wer hätte das gedacht? Auch der BDI kritisiert das Sondierungspapier, zu dem wir uns diese Woche in vier Schritten die Präambel angeschaut haben. Der BDI-Präsident bringt es auf den Punkt. Das Sondierungspapier enthalte nur vier „Trippelschritte“ und keine großen Schritte.

BDI kritisiert Sondierungsergebnis scharf

„Besonders scharfe Kritik äußert der BDI an der vorgesehenen Digitalpolitik. Hier gebe es einfach keine Strategie: „Vier Trippelschritte in die richtige Richtung ergeben noch kein schlüssiges Gesamtkonzept. Viele einzelne Maßnahmen dürften insgesamt mehr Belastungen als Entlastungen für die Industrie bedeuten“, bemängelt Kempf. Es gebe keine Vision für ein digitales Deutschland, kein nachhaltiges Finanzierungskonzept und kein ambitioniertes Arbeitsprogramm.“, so ist im Handelsblatt zu lesen.

Digitale Agenda für Deutschland 

Allzuoft wird abgewunken, wenn in Unternehmen neue Konzepte „from thought to finish“ gefordert werden. Zu kompliziert, zu weit weg vom Tagesgeschäft, zu langfristig und zu teuer, doch halten wir fest: Es geht nicht ohne eine digitale Agenda für Deutschland. Es geht nicht ohne eine digitale Vision für unser Land. Das Sondierungspapier ist diesbezüglich inhaltsleer und wie schon in dieser Woche ausführlich beschrieben, viel zu oberflächlich. Wir benötigen eine Gesamtvision, wohin sich dieses Land in einer international globalen digitalen Wirtschaft entwickelt.

Von der Idee zur Vision …

Wir benötigen als Gesellschaft eine gemeinsame Idee von einer digitalen Zukunft, die sich über alle Lebensbereiche und Sektoren erstreckt. Bildung, Arbeit, Kunst, Wissenschaft und Infrastruktur genau so wie Gesundheit, Soziales, Rente und Verteidigung. Diese Vision muss in der Lage sein, unsere zukünftige Position in einer vernetzten Welt zu definieren. Komplexe Abhandlungen nützen hier nichts. Als der damalige Amerikanische Präsident sagte „We want to put a man on the moon until the end of the decade“ vermittelte er den Menschen eine Idee. Damit begründete er Milliardenausgaben und die Investitionsbereitschaft einer gesamten Gesellschaft. Wir sind wieder an diesem Punkt und benötigen hier eine klare VISION, einen Leitgedanken, der unsere Bereitschaft zum Engagement in finanzieller und nicht finanzieller Hinsicht befeuert.

… bis zur finalen operativen Umsetzung

Die Amerikaner haben seinerzeit alles gegeben, um ihre Vision zu erreichen. Bis heute profitieren wir von den Investitionen, die einst getätigt wurden. „Wir wollen auf den Mond“ ist ja eigentlich ziemlich nutzlos, aber die Vision hat ungeahnte Kräfte frei gesetzt. Menschen begannen zu träumen und genau das ist es, was wir heute wieder benötigen. Etwas erreichen, was bisher unmöglich erschien. Damit das gelingt, müssen alle gesellschaftlichen Kräfte in einer Richtung gebündelt und aktiviert werden. Das wäre eine gute Grundlage, um sich der Umsetzung zu nähern.

Ich wünsche mir eine digitale Agenda, die genau hier beginnt und mit uns als Bürger Wirklichkeit wird. Doch die ganze Geschichte hat einen Haken. Ich will jetzt echt niemandem die Suppe versalzen, aber glauben wir, dass eine Groko dazu in der Lage ist, die sich in ihrem non-digitalen Sondierungspapier verlaufen hat?

Die Verantwortung liegt bei uns

Ich sehe aktuell niemanden in der Politik, der eine digital Vision für unser Land parat hat. Noch jemanden, der in der Lage wäre, diese Vision zu vermitteln. Nicht in einer Mehrheitsregierung, die uns seit vielen Jahren abhanden gekommen ist, nicht in einer GroKo und auch nicht bei einer Kleinpartei. So ist es nun mal. Also bleibt uns nur eine einzige Option – Wir müssen im Sinne disruptiver Ansätze digitale Visionen in den Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens entwickeln, in denen wir tätig sind. Die Möglichkeiten liegen auf der Hand. Meckern bringt uns nicht weiter, auch wenn wir deutsche das exzellent können.

Wir müssen weniger diskutieren und mehr tun. Das Ganze verkürzt sich auf ein einfaches Wort, dass für jeden zutrifft: „ICH muss etwas ändern, denn dann ändert sich wirklich etwas.“

Sofort. Messbar. Wirksam. Auf geht’s!

GROKO konkret Teil 4: Digitalen Wandel für alle Menschen positiv gestalten

Der letzte Punkt ist nicht minder komplex, denn hier wird auf unsere Grundrechte referenziert. Das impliziert nicht nur einen undifferenzierten Zugang zu digitalen Instrumenten, sondern viel mehr die Kontrolle über den Wandel zu einer digitaleren Gesellschaft im positiven Sinne. Das hört sich alles prima an, doch als verantwortungsbewusste Bürger fragen wir: „Was bedeutet das eigentlich?“ und: „Welchen Beitrag leistet der Einzelne?“

Gestaltungsauftrag pragmatisch

Wir alle, die ihren Lebensunterhalt mit der Digitalisierung erwirtschaften, müssen uns verantwortungsbewusst verhalten. Dazu gehört mehr, als nur die Produktivität zu steigern, Kosten zu senken oder Wachstum zu schaffen. Dazu gehört auch ein sehr verantwortungsvoller Umgang im Einsatz digitaler Instrumente, um das zu tun, was mit all dem erreicht werden soll – „(…) für alle Menschen positiv gestalten.“

Investitionen in den Menschen

Es fällt immer wieder auf, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern Mittel zum Zweck. Es geht immer um den Menschen und das gesellschaftliche Miteinander oder unser individuelles Leben positiver zu gestalten. Grundsätzlich ist genau das die richtige Richtung. Was ich jedoch im Alltag bei den Unternehmen feststelle, ist eine hohe Investitionsbereitschaft in Technologien, Infrastrukturen und Cloud-Ansätze. Doch wo bleibt das Budget für diejenigen, um die es geht – Menschen? Digitale Transformation bedeutet vor allem eine Investition in Menschen mit geeigneten Programmen, um Wissen zu erweitern. Mit Trainingsinvestitionen wird das noch so eben abgedeckt. Noch wichtiger ist jedoch das Invest in die Änderung von Verhalten.

Politischer Aufgabe

Ich bin gespannt, in welchen politischen Vorhaben und Initiativen dies ausgestaltet wird. Aus unternehmerischer Perspektive beobachte ich viele Anstrengungen in diese Richtung. Konkrete Investitionen, spezifische Transformation, Qualifikation und Weiterbildung, ja sogar den kompletten Umbau von Leistungsorganisationen in neu geordnete Systeme mit neuen Regeln und Eigenverantwortlichkeiten. Mit mehr Vernetzung, mehr Handlungs- und Gestaltungsfreiraum. Dies auf gesellschaftliche Aufgaben zu übertragen ist ein gewaltiges Vorhaben.

Digitalisierung ist zentrales Thema

Die Präambel ist ein guter erster Schritt. Auf die konkrete Ausgestaltung in den nächsten vier Jahren dürfen wir gespannt sein. Auch nach der Wahl stelle ich mir die Frage, welche Partei hier ein richtig gutes Programm auf dem Tisch liegen hat. Das Thema Digitalisierung unserer Gesellschaft ist noch nicht auf dem Platz in der Agenda, den wir benötigen, um die Zukunft so zu gestalten, damit die Digitalisierung einen positiven Effekt aus ALLE Menschen hat. Hier gibt es noch Potenzial zur Ausgestaltung und entsprechenden Handlungsspielraum.

GROKO konkret Teil 3 – Digitaler Wandel von Gesellschaft

Der digitale Wandel von Wirtschaft und Arbeit hat umfangreiche Auswirkungen auf andere gesellschaftliche Aspekte. Wenn Arbeit und Wirtschaft die Versprechen der Digitalisierungsanbieter realisieren, werden wir als Gesellschaft schneller, vernetzter und vor allem produktiver. Man sollte meinen, dass uns allen dies mehr Zeit für unser Leben verschafft, aber wenn wir ganz konkret in unseren Alltag sehen, stellen wir fest, dass es immer häufiger Pingt, zischt, summt und brummt. 24 Stunden am Tag und das 7 Tage die Woche. Eigentlich immer.

Gestaltung beginnt bei uns persönlich

Wir werden hier neue Rahmenbedingungen brauchen, die uns als Gesellschaft helfen, mit der Hyperproduktivität fertig zu werden, denn es wird nicht weniger, sondern mehr. Es wird nicht einfacher, sondern vernetzter und damit noch komplexer. Die Lösung kann mit Nichten darin bestehen, irgendwelche digitalen Instrumente für alle gesellschaftlichen Gruppen anzubieten oder die Netzwerkinfrastrukturen entsprechend auszubauen. Das ist der geringste Teil. Die eigentliche Herausforderung steht uns erst noch ins Haus.

Politik rennt hinterher, nicht vorweg

Die Politik wird wie immer erst die Rahmenbedingungen schaffen, wenn bereits vieles aus dem Ruder läuft. Hinterher werden Fehlentwicklungen wieder eingefangen. Beginnen wir doch bei uns selber und organisieren wir unsere Geräte und Einstellungen so, dass wir auch Zeiten der digitalen Ruhe haben. Zumindest in der Nacht oder auch am Sonntag.

Morgen: Punkt vier von vier – Digitaler Wandel für alle Menschen positiv gestalten.