Persona-Konzepte versagen

Erst vor einiger Zeit haben die Marketiers die Zielgruppen durch Persona-Konzepte ausgetauscht. Zumindest dann, wenn es um eine individuelle Ansprache ging. Ziel war es, allgemeine Zielgruppenmerkmale auf ein Individuum zu mappen. Wer genau hinschaut, wird feststellen, dass eine Persona durch eine Gruppe von Markmalen gekennzeichnet wird, die sich quasi als Mittel aus Merkmalsausprägungen ergibt, dass durch  eine Erhebungsgesamtheit von mindestens 12 Personen ergibt, um eine Einzelpersona zu erzeugen. Methodisch gesehen ist das schon schwierig genug und in der Praxis werden Personas sogar im Elfenbeinturm entwickelt, also weit weg von der Realität.

Das eigentliche Problem

Menschen sind gar nicht so individuell, wie wir immer meinen. Wer sich mit Persönlichkeitsmodellen beschäftigt hat, weiss, dass wir etwa 20 bis 30 Ausprägungen haben zu dem, wie sich Menschen motivieren lassen, wie sie ticken und welche Ziele sie verfolgen und so weiter. Für ein gutes Lead-Nurtering und auch für alle anderen Maßnahmen zur Kundeninteraktion eignen sich diese Modelle wesentlich besser. Als einfachste Form (erste Interpretationsstufe in den Modllen) steht das Vier-Farbmodell und in seiner letzten Ausprägungen kann aus einem Katalog mit 2 x 24 Items ein Profil mit 100 DIN A4-Seiten abgeleitet werden. Wie gesagt, in diesem Fall wissenschaftlich wirklich robust. Allerdings kann man sich das nicht am Schreibtisch ausdenken. Diese Modelle werden wissenschaftlich solide identifiziert.

Die Zukunft heisst Persönlichkeitsmodell, nicht Persona-Modell

Es liegt auf der Hand, dass die Steuerung von Customer Experience über den gesamten Lifecycle mit einer Hand überschaubarer Persönlichkeitsmodelle wesentlich zielführender ausgestaltet werden kann, als mit einem mehr oder minder an den Haaren herbeigezogenen Persona.

Wissenschaftlich robuste Basis erforderlich

Persona-Konzepte sind nicht ansatzweise so robust, wie Persönlichkeitsmodelle. Das erklärt auch, wieso die Ergebnisse nicht in dem Maß erreicht werden, wie sich Unternehmen dies wünschen. Marketing wurde in der Vergangenheit oft vorgeworfen, viel zu reden und im krassen Vergleich zur Physik als fremde Disziplin wenig belastbare Methoden zu liefern. Zu Recht, denn oft fehlt die Substanz. Die nächste Stufe der Entwicklung läuft über Persönlichkeitsmodelle. Lassen Sie sich vom Berater mal die Herleitung beider Modelle demonstrieren. Spätestens hier fliegt das Personakonzeot volle Wucht aus der Kurve.

Für Berater nicht ganz so einfach, wie Personamodelle, da hier mit Instrumenten gearbeitet werden muss, die ausgereift sind und bei denen kaum Spielraum besteht. Am Ende ist es das, was Malik fordert – Management ist ein gutes Handwerk. Hier ist kein Platz für Pfusch und Hypothesen. Wir brauchen hier eine signifikante Weiterentwicklung. An diesem Punkt führt kein Weg an der Integration von Persönlichkeitsmodellen vorbei.

Das Personakonzept gehört zur Vergangenheit – Effizienz wird erreicht durch wissenschaftlich belastbare Persönlichkeitsmodelle.

Wer die digitale Transformation in Marketing, Vertrieb und Service, als an der Kundenschnittstelle ernst nimmt, muss mit Instrumenten Arbeiten, die wissenschaftlich robust und in der Praxis auf weiter Basis verprobt wurden. Persönlichkeitsmodelle sind üblicherweise (noch) im HR-Management beheimatet. Es wird Zeit, dass diese Modelle ihr Nischendasein beenden und ihre volle Wirkung in der Entwicklung von Kundenbeziehungen frei setzen können. Dazu ist es erforderlich, diese Disziplin in die Marktbearbeitung zu übertragen.

Woran scheitert es? Marketbearbeitung (Marketing, Vertrieb und Service) wird von Kaufleuten und IT-Spezialisten getrieben. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit ausgebildeten Sozialpsychologen ist keine Option, sondern Pflicht. Zumindest dann, wenn die digitale Transformation gelingen soll.

Konstruktiv-Destruktiv

„Die Axen sind heute nicht mehr liberal oder konservativ, die Axen sind Konstruktiv-Destruktiv“, so Steve Jobs in einem Interview aus dem Jahre 2010. Das kann nicht nur in der Politik, sondern auch in digitalen Projekten beobachtet werden.

Konservative Haltungen im Management

Die Haltung in alten Kategorien wie konservativ oder liberal sind in der aktuellen Welt scheinbar irrelevant. Am Ende kommt es nur darauf an, ob ein Vorhaben konstruktiv in die Zukunft gerichtet ist und radikal mit alten „Zöpfen“ bricht oder aber ob es an alten Systemen, Plattformen und Prozessen festhält.

Konservative Haltungen im Management sind nicht mehr geeignet, um eine Welt von Morgen zu gestalten. Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit und Leistungsbereitschaft sind Attribute, die in konstruktiven Umfeldern beheimatet sind. Innovation und der damit einhergehende  Regelbruch muss am Ende des Tages genau so Verlässlich in der operativen Umsetzung wirksam sein, wie ein glaubwürdiges Management. Das hat aber nichts mit Konservatismus zu tun. Und erst Recht nicht mit dem Anspruch darauf, dass diese Attribute konservativ seien. Sie sind es nicht. Sie sind in der Kategorie „konstruktiv“ beheimatet.

Destruktion oder Konstruktion

In der Politik ist konstruktives Verhalten recht einfach erkennbar. Es ist auf Prinzipien wie Koopertion, Hilfsbereitschaft und Offenheit begründet. Mauern, Zölle, Aggression und Egomanie gehören zum Bereich der Destruktion uns sind wissenschaftlich nachgewiesen schädlich für prosperierende Gesellschaften. Genau so verhält es sich auch eins zu eins in Digitalisierungsinitiativen.

Wer Zukunft gestalten will, muss sich verabschieden vom Protektionismus der alten IT-Landschaften, von veralteten Wasserfall_Methoden und auch von alt hergebrachten starren Projektorganisationen. In Summe ist auch dem letzten klar geworden, das wir mitten in einer gewaltigen Veränderung stehen und wer an dieser Stelle immer noch der Ansicht ist, das alles gehe auch ohne ein holistisches Change- und Transformation-Management, der kann sich schon heute auf das Scheitern von Morgen einstellen.

Transformation ist keine Option mehr

Immer wieder erlebe ich es, dass Change- und Transformation-Management entweder als ein optional gefordertes Paket sein Dasein fristet oder aber es wird so weit zu einer Grütze zusammen gedampft, dass nur noch eine technisch ausgerichtete Trainingsmaßnahme als Sud im angebrannten Topf übrig bleibt. Am Ende wird dann auch bei modernsten Plattformen im Management diskutiert, wieso der Business Case zur neuen Plattform oder Lösung einfach nicht zum fliegen kommt und was falsch gelaufen ist. Transformation ist keine Option mehr. Wer Projekte ohne diese Kernkomponente aufsetzt, initiiert Fehlinvestitionen.

… was auch mal gesagt werden musste!

 

 

Crypto-Hype für digitales Marketing

Gestern bewies KODAK, dass eine Ankündigung in der Digitalisierung reicht, um den Aktienkurs mal eben über einhundert Prozent nach oben zu treiben. Interessant wird es, wenn man sich mal anschaut, welcher Werte dahinter stecken, wie billig Fotos gehandelt werden und wie schwer dieses Geschäft der Fotografen ist. Fakt und quasi ein Gesetz ist auch – Wer die Werte von allen Marktteilnehmern auf einer Plattform vereinen kann, der macht das Rennen.

Coole digitale Marketing-Idee

Wenn  Wertschöpfung doch immer so einfach wäre. Ankündigung und die Werte werden über Nacht verdoppelt. Wer genau hinschaut, findet auf der Website … NICHTS. Rein gar nichts. Noch nicht einmal eine Erklärung zur Cryptowährung und zur Plattform. Dafür gibt es unten rechts auf der Website einen roten Button. Der „Bitte schicke mir Werbeemails“-Button. Wer neugierig ist, tippt schön brav seine Daten ein, gibt sein Einverständnis. Das Ding läuft wie Schmitz Katze, denn die Kursbewegung hat zur morgentlichen Berichterstattung weltweit beigetragen. Jeder will wissen, was da läuft. Sehr gute Idee!

Null Prozent Content – aktuell

Interessant ist, dass KODAK aktuell wirklich rein gar nichts anbietet, noch nicht einmal einen PDF zum download, in dem das Vorhaben zu Plattform oder Cryptowährung auch nur ansatzweise beschrieben wird. Das ist wirklich Best Practice, zumindest aus digitaler Marketingsicht. Warten wir mal ab, was da noch kommen mag. Fakt ist, dass im Rennen der Digitalisierung unserer Gesellschaft zwei Themen ganz oben auf der Agenda stehen. Plattform und Cryptowährungen. KODAK hat beides sehr geschickt für sich genutzt.

Wir alle wissen, dass der Weg von der Idee bis zur Lösung bekanntlich recht lang ist. Die Lösung von Kodak macht Sinn und liegt auf der Hand, doch irgendwie erinnert mich das alles ein wenig an die Jahrtausendwende, als in den Friseurstudios über die neuesten und coolsten Investments gesprochen wurde. Bei null Prozent Content, hat Kodak seine Datenbank fett mit einhundert Prozent an Interessenten gefüllt. Das ist zumindest real.

Was jeden wundern sollte

„(…) so funktionierts“, ist bei n-tv zu hören und weil n-tv auf der Webseite nichts gefunden hat, landet der Bericht sehr schnell bei Präsident Maduro. Der kommt aus Venezuela, einem Land am wirtschaftlichen Abgrund. Aucxh er versucht den totalen Kollaps seines Landes mit einer selbst erfundenen neuen Crypto-Währung zu retten. Kurz danach tritt ein Experte mit Pulli vor die Kamera, der befragt wird. Die Redakteurin ist sichtlich bemüht, an Informationen heran zu kommen, doch auch dieser Experte berichtet vom „Knaller. Das ist schon sehr begrüßenswert.“ Ob Kodak daraus ein neues Geschäftsmodell machen kann, erstaunt selbst den Experten. Der musste erst mal nachschauen, ob Kodak überhaupt nicht existiert. Ich bin fest davon überzeugt, dass morgen beim Friseur über diese neuen phantastischen Möglichkeiten diskutiert wird. Wie schon um die Jahrtausendwende.

„Phantasie ist gut gegen Realität“

Diesen Spruch finde ich in der Nähe vom Schuhschrank meiner Frau und da passt er prima hin, aber auf dem Parkett wäre ich echt vorsichtig damit. Dass es auch anders geht, hat Apple gezeigt. Jahrelang hat sich das Unternehmen gegen Spekulationen zur Wehr gesetzt, ein „Telefon“ auf den Markt zu bringen. Keine Ankündigung bis zu dem Zeitpunkt, als alles fix und fertig war und am 09.01.2007 der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde.

Schon komisch, dass es niemandem aufgefallen ist, dass Kodak exakt dieses Datum für seinen Hyper-Launch verwendet hat. Mit einem feinen und kleinen Unterschied. Apple hat am 09.01.2007 sein iPhone vorgestellt, Kodak belässt es exakt elf Jahre später erst einmal bei einer Idee am 09.01.2018. Wer nach so einer Ankündigung sein Geld in Kodak platziert, lässt sich bestenfalls Spekulant betiteln, aber mit Investment hat das wirklich nichts zu tun, denn die Substanz von Kodak sind aktuell überwiegend analoge Lösungen.