„People don’t go to websites!“

So antwortete Viveca Chan, Geschäftsführerin und Spezialistin für China-Marketing in einem Expertenforum auf der NEXT Conference in Hamburg auf die Frage, wie eine Website für digitales Marketing angepasst werden muss, nachdem sie eine umfassende China-Strategie für eine Brand vorstellte.

Digital Marketing is mobile

Vielleicht besuchen Menschen Websites, aber immer öfter mit mobilen Geräten. Immer seltener sitzen Konsumenten vor einem PC mit Bildschirm. Vielleicht noch vor einem Laptop, aber selbst der macht Platz für Tablet, Smartphone oder sogar dem TV im Wohnzimmer. China ist hier Vorreiter und es lohnt sich, mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Generation Z, Generation Y, Generation Multiple

Das waren noch tolle Zeiten, als wir uns auf eine Generation fokussieren konnten. Aber auch das ist vorbei, denn Gen X, Y und Z koexistieren und wollen mit ihren Bedürfnissen angesprochen werden. Und das nicht nur als Konsumenten, auch als Arbeitnehmer, aber das ist jetzt ein anderes Thema. Das Fass machen wir später noch mal auf. Offenbar wird es nicht einfacher. Persona A aus Gen Z hat nichts zu tun mit Persona B aus Gen Y. Diese Komplexität und Koexistenz macht deutlich, dass digitales Marketing ohne Hilfe von Maschinen nicht mehr auskommt.

Mobile Marketing

Die Anzahl der Generationen und Bedürfnisse innerhalb dieser Generationen sind mittlerweile derart komplex geworden, dass Maschinen das „Routen“ von Strecken und Informationen übernehmen müssen, um gewecktes Interesse gezielt bis zum Kaufimpuls aufzubauen. Der ZMOT (Zero Moment of Truth) ist in diesem Kontext Selbstverständlichkeit geworden. Dieser ist oftmals am Start der digitalen Customer Journey. Er führt allerdings nicht mehr zur Website, sondern zum mobilen entry Point der Customer Journey.

Viveca Chan hat die einfache Frage eines Marketing-Experten recht einfach beantwortet. Danach startete eine hoch interessante Diskussion, aber für mich war diese nicht vorbereitete Antwort im Kreis hochbezahler Experten und Führungskräfte die zentrale Future-Erkenntnis aus einem Tag, der wirklich überquoll an Digital Insights:

„People don’t go to websites! Digital Marketing is mobile.“

Risiken des Handelns …

oder die Kosten des Nichthandelns zu tragen. Was ist schlimmer? Nichts zu tun, weil es riskant scheint oder etwas tun und die Kosten laufen aus dem Ruder? Haben Sie mal die Risiken des Handelns gegen die Kosten des Nichthandels abgewogen? OK, ist nicht ganz so trivial.

Wenn die Digitalisierung schief läuft,

dann blicken alle auf die entstandenen Kosten, aber kaum jemand sieht dabei noch auf die Risiken, die eingetreten wären, wenn man nichts getan hätte. Vielleicht ist es manchmal besser, mit den Kosten des Handelns zu leben, als die eingetretenen Risiken des Nichthandels zu bewältigen. Manche Anbieter fliegen aus der Kurve, weil sie zu wenig getan haben. Selten deshalb, weil sie etwas getan haben.

Etwas einfacher – Handeln oder nicht Handeln

Ich vermute mal, dass wir uns alle einig sind, dass es keine gute Option ist, nichts zu tun und die Dinge einfach laufen zu lassen. Dann trifft uns schwupp-die-wupp eine digitale Disruption und weg sind wir. Also ist es doch besser, etwas zu unternehmen, doch die entscheidende Frage lautet: Was genau?

Digitalisierung – aber richtig

Wir bleiben bei der einfachen Betrachtung. Denn oftmals ist es einfacher, als angenommen. Wer in dieser schnellen, vernetzten und unscharfen Welt etwas unternimmt geht Risiken ein. Das ist gewiss so. Macht es dann nicht Sinn, dass man sich erst mal einen Überblick verschafft und damit meine ich jetzt nicht den Blick nach außen. Wenn man erst einmal feststellt, wo man überhaupt steht in diesem ganzen Tohuwabohu. Quasi eine Standortbestimmung.

Digitaler Reifegrad

Wer weiss, wer er ist und wo er genau steht, hat es deutlich einfacher, einen Weg zu planen und Schwerpunkte zu legen. Sowas macht man heute mit einem Modell der Reifegradmessung. Beispielsweise dem Digital Maturity Platform Model. So erfährt man genau, wo man im Vergleich zu anderen steht und von dem Punkt aus kann man sich hoch konzentriert auf die Reise begeben. Ohne Risiken geht das freilich nicht, aber es es nicht mehr ganz so riskant. Wie wäre das?

Digitalisierung Over-Hyped

Viele von uns können es nicht mehr hören, wie und wo alles digitalisiert wird. Meistens sind das sogar unangenehme Erfahrungen, wenn die ganze Nummer überambitioniert ist, Ziele verfehlt werden und Budgets explodieren. Ist doch so, oder?

Geht es bitte auch ohne Superlativen?

„Phänomenale Kundenerlebnisse“, „großartige Chancen“, „einzigartige modern work places“ oder „außergewöhnliche Lösungen“ gehören zum Standardsprachgebrauch. Wer mal bei LinkedIN durchscrollt, wird von Superlativen und gigantomanischen Ideen und „Best Practices“ platt gewalzt. Abgesehen von den Super-Tipps und den hoch innovativen Methoden, deren Saft aus jeder Ecke quillt. Wer soll den ganzen quatsch eigentlich noch glauben?

Erde an Luftvision – bitte melden

Diese Woche konnte ich einen Vortrag einer unserer Kunden aus dem Luftfahrt Cargobereich zuhören. Da war die Rede von wirklich einfachen Lösungen, Roll-out-Wellen, gepaart mit agiler Vorgehensweise, Verantwortung der IT, Systemwechsel ohne Prozessanpassung bis hin zu recht einfachen Skype/Teams-Schulungen für die weltweit agierenden Key-User. Alles down to earth, alles machbar, alles reduziert auf das Wesentliche. Wie angenehm war das denn! Einmal ein richtig normaler und bodenständiger Manager! Ein Projekt mit grundsolidem Handwerk(ern). Nix mit Super-Vision, nix mit Mega-Agil und auch nix mit alles von A bis Z umkempeln. Dafür Stabilität, Sicherheit und schrittweise Innovation. Wow! Auch sowas gibt es noch.

Die IT im Driver Seat

So, jetzt wird mal am Grundgerüst gerüttelt, denn die Hersteller von digitalen Plattformen gehen zunehmend in den Fachbereichen ein- und aus, weil diese für Sales und Marketing recht zugänglich sind. Im besagten Fall wurde aber anders Entschieden. Die IT ist verantwortlich für die Digitalisierung, indem ein Altsystem durch einen modernen Arbeitsplatz abgelöst wird, also hier ganz konkret eine CRM-Plattform.

Oracle Siebel fliegt raus. Microsoft Dynamics 365 kommt rein.

Die Prozesse sind stabil und bleiben erst mal unberührt. Lediglich die Plattformen werden getauscht. Alt gegen neu. Danach geht es weiter, aber erst mal Eins nach dem Anderen. Die Ansage war klar: „Die IT ist im Driver Seat.“ Sowas ist selten geworden, aber den Ansatz fand selbst ich äußerst interessant und offenbar funktioniert er richtig gut. Das setzt voraus, dass die IT mit den Fachbereichen sehr gut abgestimmt ist und genau weiss, was jeder will. Eben nicht der übliche Kleinkrieg, nicht die Grabenkämpfe mit den fiesen Handgranaten.

Das Projekt läuft noch, aber schon jetzt ist absehbar, dass die Ziele erreicht werden, was nicht immer der Fall ist. Denn all zu oft, übernehmen sich Unternehmen und ändern zu viel an zu vielen Stellschrauben. Die Investments sind riesig und der Knall am Ende oftmals auch. Das macht keinen Sinn.

Lieber down-to-earth mit einer guten soliden Lösung ans Ziel kommen, als alles verändern wollen und am Schluss verenden.

Anmerkung: Diese Projektbeschreibung ist stark verkürzt, aber sie liefert Impulse zum „Nachdenken“, die helfen, ein komplexes Vorhaben ordentlich ans Ziel zu bringen. Vielleicht hilft es sogar zum „Vordenken“.