Wir haben die Kontrolle über Werbung auf Facebook

„Du hast die Kontrolle über deine Daten auf Facebook.“ ist in der WELT am Sonntag im Vollformat auf einer Seite im teuren Vierfarbdruck zu lesen. Facebook präsentiert seine Sicht komischerweise in einem führenden offline Medium, bewirbt sie kräftig und versucht das schwindende Vertrauen in sein soziales Netzwerk wett zu machen. Doch was hat Facebook wirklich zu sagen?

Facebook Werbung in der WELT am Sonntag am 11.02.2018

Wir haben die Kontrolle über Werbebotschaften

OK, neuer Versuch. Jetzt aber ehrlich. Wir haben die Kontrolle über Werbung auf unserer Plattform. Wir betreiben unser soziales Netzwerk, um herauszufinden, wofür du, deine Freunde und deine Familie sich interessieren. Aber vielleicht wollen wir nicht, dass unser Anliegen für dich so offenkundig ist. Deshalb haben wir mithilfe von Werbeexperten unsere Plattformeinstellungen so weiter entwickelt, dass dich unsere Werbung genau so erreicht, wie es dich interessiert.

Dein Verhalten und deine Informationen geben uns das Feedback, damit wir die Werbung noch besser bei dir platzieren können. So merkst du gar nicht, wie wir deine Daten abgreifen und verwenden.

Der Schutz unsere Werbepartner hat für uns Priorität, weil es unsere zentrale Geldquelle ist. Wir geben dir das gute Gefühl, dass deine Daten trotzdem ganz sicher bei uns sind. Und weil du dem gedruckten Wort doch mehr glaubst, als den Botschaften auf unserer Plattform, versuchen wir dich auch offline zu beeinflussen.

Du gehörst zu der großartigen Gemeinschaft von über zwei Milliarden Nutzern, in dessen Leben wir sehr tief einblicken dürfen. So konnten wir auch deine Privatsphäre nutzen, um einen Werbeumsatz von vierzig Milliarden US$ im letzten Geschäftsjahr zu erwirtschaften.

Danke für deine uneingeschränkte Großzügigkeit!

Wer immer noch glaubt, dass Facebook geschaffen wurde, um Menschen zusammen zu bringen, wie sie es selber behaupten, kann auch direkt an den Weihnachtsmann glauben, denn Facebook wurde einzig und alleine dazu geschaffen, um mit privaten Daten Geld zu verdienen. Wäre dem nicht so, könnte Facebook die Menschen zusammen bringen und den Profit zum Wohle der Menschheit spenden.

Bin ich Handy-Süchtig?

„Klar bin ich nicht süchtig. Die anderen vielleicht, aber ich doch nicht!“ Betroffene sehen sich selbst häufig nicht in Abhängigkeit. Alkohol, Rauchen, oder permanente Smartphone-Nutzung haben möglicherweise etwas gemeinsam –  Ein gesundes Augenmaß liegt im gesellschaftlichen Konsens. Ein Bier oder Wein am Abend ist genau so normal, wie der Blick in die Emails. Wieso also nicht mal schnell prüfen, ob ich komplett suchtfrei von meinem Handy bin? Bin ich wirklich nicht süchtig oder kann ich eine digitale Kur gebrauchen?

Woran erkenne ich Suchtpotenzial?

Beim Alkohol liegt es klar auf der Hand, wenn ich schon etwas trinke, bevor ich das Haus verlasse. Kurz nach dem Aufwachen oder zum Frühstück. Wenn mittags ein Bier unbedingt dazu gehört und der Abend nur richtig gut ausklingt, wenn auch der Stimmungsmacher Alkohol mit im Spiel ist. Wenn eine Woche komplett ohne Alkohol nicht möglich ist, klingeln zumindest alle Alarmglocken. Nehmen wir mal dieselben Fragen, jetzt aber mit dem Smartphone.

Wenn ich kurz nach dem Aufstehen auf das Handy schaue oder mindestens drei Apps durch habe, bevor ich das Haus verlasse. Wenn Mittags mein Smartphone unbedingt mit zum Essen muss, damit ich auch ja am Ball bleibe und nichts verpasse. Am Abend vor dem Schlafengehen gibt es immer noch etwas, dass ich checken kann. Ist auch mal eine Woche komplett ohne Smartphone möglich? Sprechen wir hier schon von Sucht, wie beim Alkohol? „Nein, das ist was komplett anderes. Ich bin ja produktiv damit. Es sind ja nur kleine Helferlein und irgendwie muss man ja am Ball bleiben.“

Was spricht gegen eine digitale Sucht?

In der Tat hinkt der Vergleich mit dem Alkohol, doch sind gefährliche Anzeichen nicht ganz von der Hand zu weisen. Morgens ist das Wetter und die digitale Zeitung dran. Kurz darauf die Reiseroute, mal sehen, was so im Netzwerk läuft; quasi die private digitale Zeitung. Auch beim Mittagessen hilft der Terminkalender für den Nachmittag und wieso abends nicht mal die Börsenkurse checken, damit man auch ganz beruhigt einschlafen kann. Alles völlig normal, doch wo beginnt die Sucht?

Checkliste – Der gesunde Umgang mit Smartphones

Wenn Sie die folgenden Fragen überwiegend mit NEIN beantworten, Sind sie im grünen Bereich. Mit jeder JA-Antwort macht es Sinn, sein Verhalten zu hinterfragen und vielleicht etwas zu ändern. Im eigenen Interesse.

  1. Ich schlafe zu wenig, weil ich immer noch mal was am Handy/Tablet checken muss
  2. In persönlichen Gesprächen schaue ich zwischendurch auf mein Handy
  3. Ich habe mein Handy den ganzen Tag über bei mir
  4. Ich verheimliche meinen Handykonsum manchmal
  5. Ich teile sehr vieles aus meinem Leben auf Sozialen Netzwerken mit großer Begeisterung
  6. Ich komme mit einer Handyladung durch den ganzen Tag, bevor ich es aufladen muss
  7. Ich schaue immer wieder auf mein Handy, mehrmals in der Stunde
  8. Es ist mir sehr wichtig, welches Bild andere in den Sozialen Medien von mir haben
  9. In der Nacht bleibt mein Handy an

Tipps zum Umgang mit dem Smartphone

Wenn Sie alle Fragen mit Nein beantwortet haben, sind Sie definitiv nicht in Suchtgefahr. Sollten einige Fragen mit JA beantwortet sein, gibt es hier ein paar einfach Tipps zum besseren Umgang mit dem Smartphone

  1. Ich schalte mein Handy zu einer fest definierten Zeit zur Nachtruhe in den Flugmodus
  2. In persönlichen Gesprächen schalte ich mein Handy auf lautlos und lege es komplett weg
  3. Ich habe feste Zeiten, in denen ich kein Handy bei mir habe und lege es einfach weg
  4. Ich versuche mal ein wenig Normalität und poste nicht immer sofort jede Sache, die mich Cool erscheinen lässt
  5. Wenn mein Handy abends vorzeitig leer ist, lege ich es zum laden weg und nutze es erst am nächsten Tag wieder
  6. Ich kann mein Handy auch mal mehrer Stunden ignorieren (berufliche Aktivitäten ausgenommen)
  7. Ich verzichte mal ein wenig auf die Selbstdarstellung
  8. Ich antworte nicht mehr sofort immer auf Social Media Beiträge und Anfragen. Mut zum OFF
  9. Ich lese Abends mal ein Buch und ignoriere das Summen und Brummen auf meinem Handy
  10. Am Wochenende lese ich mal eine echte Tageszeitung und lass das Handy dort liegen, wo es eben liegt

Wie digital ist Ihr Arbeitgeber wirklich?

Messen Sie doch mal den Grad der Digitalisierung Ihres Arbeitgebers mit ein paar einfachen Fragen. Jede positive Antwort, die mit einem „JA“ beantwortet werden kann, gibt einen Punkt. Zählen Sie im Kopf oder mit den Fingern die Punkte für Ja-Antworten zusammen. Die Kurzauswertung steht unten.

Los geht’s:

  1. Dürfen Sie private Smartphones für Emails Ihres Arbeitgebers verwenden?
  2. Verteilt Ihr Arbeitgeber auch Smartphones, die Sie privat verwenden dürfen?
  3. Können Sie auf Ihrem Dienst-Rechner auch einen getrennten Account für private Zwecke einrichten?
  4. Dürfen Sie aus unterschiedlichen Voice oder Video-Conferencing-Lösung auswählen?
  5. Sind Ergebnisse wichtiger als der Ort der Leistungserbringung?
  6. Dürfen Sie auch von zu Hause arbeiten oder an einem beliebigen Ort, den Sie wählen?
  7. Können Sie zugunsten der Familie auch noch nachts arbeiten, wenn andere schlafen?
  8. Entscheiden Teams selber, wie sie sich organisieren?
  9. Werden Ihre Ideen in Ihrem Team systematisch aufgenommen und verarbeitet?
  10. Ist es auch mal möglich, nicht erreichbar zu sein? (Gilt besonders für Führungskräfte!)
  11. Dürfen Sie unterschiedliche Feed-Kanäle nutzen (Yammer, iMessage, WhatsApp, …)?
  12. Dürfen eigene Programme auf dem Dienstrechner verwendet werden?
  13. Haben Sie Informationen/Training zum Datenschutz erhalten?
  14. Haben Mitarbeiter/innen mit mobilen Anforderungen auch mobile Geräte?
  15. Können Sie auch mal sechs Stunden komplett offline gehen, um konzentriert zu arbeiten?
  16. Haben mobile Mitarbeiter gute mobile Verträge für gute Daten- und Sprach-Lösungen?
  17. Können Sie persönlich über den gesamten Urlaubszeitraum komplett auf Firmen-Emails verzichten?
  18. Dürfen Sie auch mal rund um die Uhr arbeiten, wenn es der Firma oder dem Kunden dient?
  19. Bezahlt Ihr Arbeitgeber hin und wieder Fachliteratur zur Digitalisierung, wenn Sie die Rechnung einreichen?
  20. Dürfen Sie während der Arbeitszeit das Internet verwenden?

Einfache Auswertung

18 – 20 Ja-Antworten: Sie haben einen Traumjob. Ihr Arbeitgeber ist voll gut und digital drauf. So etwas ist nur sehr schwer zu finden. Sie leben schon heute in einer Zukunft, von der andere Menschen noch träumen. Es ist klasse, in so einem Umfeld zu arbeiten, Performance zu erbringen und auch ausgewogen zu leben.

13 – 17 Ja-Antowrten: Ihr Arbeitsumfeld scheint ganz gut auf dem Weg zu sein, doch es gibt noch Möglichkeiten zur Entwicklung nach oben. Immerhin, Ihr Arbeitsumfeld ist ganz in Ordnung und im Rahmen des aktuell machbaren scheint sich Ihr Unternehmen recht gut aufzustellen. Auf dem Weg, nicht am Ziel.

12 und weniger Ja-Antworten: Autsch! Hier gibt es dringend Handlungsbedarf. Wahrscheinlich wird in Ihrem Unternehmen mehr über Digitalisierung geredet, als wirklich angepackt und umgesetzt wird. Vielleicht noch schlimmer und es wird im Management gepennt.

Einfache Fragen – Einfache Metrik

Klar sind empirisch wasserdichte Erhebungen mit einer soliden Grundgesamtheit und repräsentativer Stichprobe, sowie geeigneten statistisch mathematischen Verfahren valider, als so ein Schnell-Check. Aber Achtung – Wir leben in disruptiven Zeiten und manchmal ist schnell handeln besser als gründlich lange planen und nix passiert. Was machen Sie jetzt mit dem Ergebnis? Wenn Sie zehn oder weniger Ja-Antworten zusammen gekratzt haben, ist das Ihre Chance. Bloß nicht kündigen. Das wäre fatal und womöglich die komplett falsche Richtung. Verändern Sie etwas, regen Sie Diskussionen an.

Übrigens: Manchmal ist es klug, einen Berater ins Haus zu holen, der sich auf das Thema digitale Transformation versteht. Man muss das Rad nicht jedes mal selber erfinden.