Prototyp als Entscheidungsgrundlage – So geht’s … EINFACH

Entscheidungen auf Basis von TCO-Berechnungen, umfangreichen Ergebnis PPT’s oder Berater-Experten? Das war einmal. Heute muss alles schneller gehen. Entscheidungen können auch nicht mehr ausschließlich auf einem Set von Annahmen basieren. Mit modernen Methoden und Technologien ist es heute möglich, Entscheidungen auf der Basis von Lösungen zu treffen. Wie das konkret funktioniert, lesen Sie hier an einem Beispiel.

Der Kunde

Die Landesbank Hessen Thüringen Girozentrale (Helaba) ist eine Geschäftsbank mit Stammregionen in Hessen und Thüringen, primär ausgerichtet auf das Großkundengeschäft. Mit etwa 6.150 Mitarbeitern gehört der Helaba-Konzern zu den größeren deutschen Landesbanken. Die Helaba ist eine rechtsfähige  Anstalt des öffentlichen Rechts. Die Compliance Anforderungen in diesem Umfeld liegen so hoch, dass sie als Referenz für verschiedene Branchen dienen können.

Der Fall

Für Sparkassen ist die Abwicklung von Metakrediten komplex und aufwendig:

  • Risikoanforderungen sind historisch gewachsen und haben sich geändert
  • Bindung von Mitarbeiterkapazitäten in teildigitalen Prozessen
  • Limitierte technische Prozess-unterstützung in Standardwerkzeugen mit hohem Komplexitätsgrad
  • Aufwendige Kommunikationsschleifen
  • Viel Papier, lange Versandwege, Prozesshürden
Eigentlich ein ganz normales alltägliches Umfeld, vergleichbar mit Situationen in vielen Unternehmen, nicht nur bei Banken und Instituten.
Das Ziel

Die Helaba möchte digitale, schlanke Kundenerlebnisse für die Sparkassen-Experten im Meta-Geschäft erzeugen.Mit einer zukunftsfähigen Plattform soll der Vertrieb innovativer und effizienter gestaltet werden. Ziel ist die Steigerung der Beratungsqualität und Abschlussquoten, sowie Wachstum und Ausbau der Marktposition im Wettbewerb.

Hier wurde alles richtig gemacht, denn es wurde im Kern vom Kunden her gedacht. Der typische Customer Journey Ansatz. Kunden sind in diesem Fall die Sachbearbeiter in den vielen hundert Sparkassen, die Metakreditgeschäfte zusammen mit der Helaba bearbeiten.

Das Vorgehen / Das Team

In einem gemischten Team mit unterschiedlichen Expertenschwerpunkten unterstützten wir die Helaba als innovativer Berater mit Design Thinking als Methode im Metakredit-Geschäft. Es sollte ein Click-Dummy erstellt werden, der als Vorlage für eine Vorstandsentscheidung dient.

Das Team bestand aus hoch erfahrenen Experten des Instituts aus den Bereichen Markt, Marktfolge und Innovationsmanagement. Als Berater haben wir den Rahmen geliefert, Design Thinking als Methode und das Entwicklerteam, dass quasi über Nacht unsere täglich ausgearbeiteten Lösungen in Software umsetzte. Wir haben uns ein wenig wie das Team von Steve Jobs gefühlt, der bei der Mac-Entwicklung seine Leute auch aus dem Alltagsgeschäft raus gezogen hat und in einem separaten Gebäude mit Piratenflagge Lösungen entwickelte. Wir waren zwar nicht in einem solchen Gebäude und hissten auch keine Flagge, aber unsere Projektfläche war ähnlich gut isoliert vom Tagesrauschen. Der Product Owner der Helaba war immer ansprechbar und sofort bei uns, wenn Anforderungen spezifiziert werden mussten.

Mit den Ergebnissen dieses Ansatzes lieferten wir der Helaba ein Gesamtpaket zur Entscheidungsfindung, um den Metakredit-Prozess digital und innovativ zu gestalten.

Die Arbeitsschritte / Das Ergebnis

  • Durchführung des Design Thinking-Ansatzes in 3 Phasen
  • Vollständige Anforderungserhebung der Metakredit-Geschäftsprozesse aus Sicht der Sparkassen sowie Helaba für Markt und Marktfolge
  • Redesignbestehender Geschäftsprozesse sowie Überführung in ein innovatives Soll-Geschäftsprozessmodell
  • Prototypenentwicklung als Entscheidungsgrundlage zusammen mit dem TCO

Nutzen

  • Rapid Prototyping der Meta-Geschäftsprozesse unter Anwendung von Design Thinking
  • Realisierung der innovativen Anwendung als vollständiger Click-Dummy in weniger als 12 Wochen
  • Belastbare Entscheidungsvorlage in Form eines Prototypen (erfahrbare Lösung)
  • Erhöhte Attraktivität der Helaba-Zusammenarbeit für die Sparkassen

Wollen Sie wissen, wie Sie Design Thinking, Rapid Prototyping oder einen agilen Ansatz zur Entscheidungsfindung nutzen können? Sprechen Sie mich an. Aber bitte nur dann, wenn die Anforderungen von Kunden und Fachbereich im Vordergrund stehen.

 

Prototyping mit Design Thinking

Wie kann mit Design Thinking ein hochkomplexer IT-Prototyp in wenigen Wochen entwickelt werden, um umfangreiche Prozessoptimierungen oder sogar eine komplette Customer Journey abzubilden? Wie wird dieser Prototyp konkret entwickelt, wie muss ein Entwicklerteam aussehen und welche Spielregeln gelten, um das Ziel zu erreichen?

Zielsetzung

Design Thinking kann als offene Methode eingesetzt werden, um Innovationen zu erzeugen, doch wir werden als Berater oftmals damit beauftragt, konkrete Lösungen zu erzeugen. Definierte Budgets, Zeitvorgaben und Erwartungshaltungen stehen im Raum. Ist es möglich, mit diesen Eckdaten Design Thinking anzuwenden? Meine persönliche Erfahrung: Ja, das funktioniert. Allerdings gelten spezielle Spielregeln.

Die Spielregeln

Ein spezielles Setting ist notwendig, um die definierten Ziele zu erreichen, auf das sich Berater und Kunde gleichsam einlassen müssen. Die Eckdaten

  1. Erarbeitung einer gemeinsamen Zielsetzung
  2. Kernkompetenzen fusionieren
  3. Neues wagen
  4. Gesteuerte Produktion

In einem ersten Schritt werden die gemeinsamen Ziele festgelegt. Es ist auch möglich, eine multiple Zielstruktur auszuarbeiten mit bis zu fünf oder sechs Zielen. Wahrscheinlich werden diese im Projektverlauf verjüngt, doch Kostenreduktion, Performance und Kundenerlebnis können dabei auf der Zielmatrix stehen.

Die Kernkompetenzen setzen sich aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen. Tiefe Erfahrung und Branchenexpertise sind die erste Zutat. Zweitens Methodenkompetenz und Moderationsexpertise und drittens IT-Umsetzungs-Know-how, also Programmierung/Coding von Lösungen. Repräsentiert werden die Kompetenzen durch Kunde, Berater und „Agentur/IT-Leute“.

Im Team ist es für den Kunden, also denjenigen, der das Ziel erreichen will, am wichtigsten, Leute an Board zu holen, die ihr Geschäft in- und auswendig wie ihre eigene Westentasche kennen. Die Teammitglieder (Mitarbeiter/Angestelllte) müssen trotz der Expertise in der Lage sein, komplett neue Wege und Lösungen unter Anleitung der Moderation zu denken, Regeln zu verletzen und auf „Wasser zu gehen“, was ja eigentlich nicht geht.

Die IT-Leute/Agentur braucht eigentlich nicht unbedingt am Projektstandort zugegen sein, weil Lösungen in Apps und Screens in virtuellen Teams erzeugt werden können. Video-Conferencing, Telefonate und Plattformen reichen völlig aus. Am besten ist es, wenn Lösungen über Nacht produziert werden, die am Tag zuvor besprochen wurden.

Mit diesem Ansatz konnten Design Thinking-Ansätze hervorragend genutzt werden, um Lösungen in hochkomplexen Prozessumfeldern zu erzeugen, konkret abgebildet in IT-Mock-ups, um Investitionsentscheidungen für „echte Lösungen“ treffen zu können. Nichts begeistert einen Vorstand mehr, als eine konkrete Lösung. Das ist besser, als eine PowerPoint, besser als die Idee, besser als die Strategie. Eine konkrete Lösung macht transparent, was wirklich machbar ist.

Drei Nutzen-Aspekte von Software-Prototyping

  • Erlebnis von Kernfunktionen

Zuerst einmal können potenzielle Anwender via „Look & Feel“ erleben, wie die zukünftige Lösung wirklich aussieht. Das ist verständlich und kann sofort auf aktuelle Aufgabenstellungen übertragen werden. Kernfunktionalitäten werden erlebt. Auf dieser Basis ist ein erstes Feed-back möglich.

  • Missverständnisse vermeiden

Ein Typischer Fall in der Kommunikation: Sender und Empfänger kommunizieren durch die Wolke von Störungen. Die Botschaft wird unscharf und das Ergebnis weicht möglicherweise vom Ziel ab. Mit einem Prototyp können viele Missverständnisse vor der ersten „echten“ Entwicklung vermieden werden .

  • Akzeptanz absichern

Wie enttäuschend für alle Beteiligten, wenn die Lösung am Ziel vorbei entwickelt wurde. Mit einem Prototypen können alle Beteiligten einen ersten echten Eindruck gewinnen und frühzeitig Fehlentwicklungen vermeiden. Das spart Kosten, Zeit und auch Nerven.