Brexit, Trump, Italien, Erdogan, Aktiencrash und die Digitalisierung

Willkommen in der Zukunft. Obwohl wir die Spitze des Wohlstands erreicht haben, scheint sich alles um uns herum aufzulösen, zu erodieren und in sich zu verfallen. Anstatt Frieden und Ruhe, breiten sich Kritik, Spaltung und Nationalismus aus. Drei Megatrends entfalten wieder einmal ihre volle Wirkung.

Geschwindigkeit, Unschärfe und Vernetzung nehmen zu

Fakt ist, dass die viel gepriesene Digitalisierung, an der wir alle mit Volldampf arbeiten, auch immer mehr zum Brandbeschleuniger wird.

Denn …

schauen wir den Fakten ins Auge: Je digitaler wir werden, desto schneller reagieren Märkte und desto schneller entgleisen uns auch Entwicklungen, weil wir einfach nicht mehr hinter her kommen. Alles ist so unglaublich schnell geworden, damit auch unscharf und das auch noch in einer Hyper-Vernetzung.

Politik und Wirtschaft im Umbruch

Ganz im Ernst, noch bevor der US amerikanische Präsident gewählt wurde, habe ich ihm den Kosenamen Donald Duck vergeben. Ein Egomane an der Spitze der westlichen Welt. Ignoranten in Italien und komplett verpeilte Briten versinken in selbstgekochtem Chaos. Eigentlich lief alles so gut, bis sich ein paar Nationalisten in jeder dieser Nationen in ihrer geistigen Umnachtung und mit markanten Sprüchen ihre Wähler organisierten. Ruck-Zuck sind sie an der Macht und steuern offenen Auges immer tiefer ins Chaos. An der Spitze Donald Duck mit seinem qualmenden Tweet-Account zwischen den Griffeln.

In der Zwischenzeit wird brutal in Digitalisierung investiert. Allem voran in Technik und immer im Blindflug, weil das Thema digitale Transformation üblicherweise mittellos und halbherzig betrieben wird. Um es klar zu sagen: „Transformation“ ist nicht der Einzug von Technik, sondern die Veränderung von Denk- und Verhaltensweisen. Der Faktor Mensch ist und bleibt der wichtigste Produktionsfaktor, zumindest in Europa. Hier ist Innovation immer noch wichtiger als Automatisierung. Wenngleich das eine mit dem Anderen einhergeht.

Geschwindigkeit, Unschärfe und Vernetzung

Schauen wir noch mal auf die Schlagworte in der Überschrift. Sie alle stehen unter den drei Megatrends. Donald Duck braucht keine Presse mehr. Auch keine Kontrollinstanz. Donald haut sein Zeug einfach über Twitter raus und bestimmt damit, worüber berichtet wird. Die Medien kommen kaum noch hinterher damit, aus dem wüsten Haufen von Lügen, Spalterei, Anschuldigungen und Angriffen die Faktenlage ex-post zu klären.

Europäische Unternehmen und die Verwaltungen der Staaten haben schlichtweg keine Zeit, sich auf einen Brexit vorzubereiten, bei dem noch immer nicht klar ist, wie er kommt, wann er kommt und ob er überhaupt kommt. Alles ist so unglaublich unscharf und schnell. Die Anzahl der Szenarien wächst exponentiell.

Die Märkte reagieren

Geld war schon immer ein super Seismograph und hier passieren aktuell Dinge, die kein Mensch mehr nachvollziehen kann. Vielleicht im nachhinein, aber alte Vorhersagemodelle versagen. Sichere Szenarien crashen. Zwei Beispiele: Netflix hat super Zahlen vorgelegt, zweistelliges Wachstum und noch mehr Wachstumsaussichten für die Zukunft. Wie raegiert der Markt? Jeder Mensch würde in so einer Situation long gehen. Über Nacht schraubt sich der Kurs nach oben, nur um dann eine wochenlange Abwärtsbewegung einzuleiten. Ähnlich bei Wirecard, dem neuen digitalen Transaktionsliebling im DAX. Extremes Wachstum, exzellenter EBIT, angehobene Aussichten und was macht der Kurs? Aberkauf. Im ersten Schock auf die extrem guten Nachrichten erst mal sieben Prozent eingebrochen.

Auch sonst schwanken die Kurse heute im Tagesverlauf so, wie es früher nur in ganzen Jahren passierte. Ein vierter Megatrend scheint sich auszubreiten …

Volatilität

Diese Schwankungen betreffen nicht nur kleine Unternehmen. Selbst Apple, das teuerste Unternehmen dieses Planeten mit weit über 1,2 Mio. beschäftigten in der Wertschöpfungskette verliert binnen Tagen über 200 Mio. US$ an Wert. Nur mal so, Volkswagen, der größte Autobauer der Welt ist etwa 75 Mrd. Euro wert. Das alles ist noch kein Crash, es ist einfach alles volatil. Die Digitalisierung ist also nicht nur Segen. Die ganze Vernetzung liefert auch die Grundlage, dass Meinungen schneller die Runde machen, handlungsrelevant werden und unser Schicksal ratz-fatz in eine andere Richtung steuern können. Und zwar komplett ohne Stoßdämpfer. Die Einschläge treffen mit voller Wucht und ungefedert in Gesellschaft, Politik und Entscheidungsprozesse. Was kann man da machen?

Eine Lösung – Die Luftfederung

Wenn wir extrem schnell, damit unscharf und vernetzt unterwegs sind, sollten wir die Vernetzung nutzen, um die harten Schläge aus Schlaglöchern abzufedern. Informationen müssen vollständig verarbeitet werden und real time in Entscheidungen umgesetzt werden. Sofort muss Druck im Dämpfer aufgebaut werden, um auch gleich wieder zu entweichen. Wer hier noch mit Stahlfedern auf der Rumpelstrecke unterwegs ist – Gute Nacht!

MeilenSTEINE als Relikt des Steinzeit-Managements

Was ist die Luftfederung? Im Projektgeschäft eine Abkehr von Wasserfall- und Meilensteinplanungen. Meilensteine sind erst einmal nur dazu da, um dagegen zu knallen und den Schaden dann zu begrenzen. Ich habe noch nie gehört, dass Meilensteine richtig gut geholfen haben, ein Ziel besser zu erreichen. Das liegt daran, weil viele Entscheider immer noch nicht in Echtzeit denken und handeln können. Die Krücke „Meilenstein“ ist was für Langsamdenker, für Leute, die sich irgendwo festhalten müssen, weil sie sonst die scheinbare Kontrolle verlieren. Weil sie es immer noch nicht gewohnt sind im „Fluid Management“ zu agieren – in Echtzeit eben. Damit das funktioniert, müssen die Folien gekillt und die Steuerungsplattformen installiert werden. So lange sich Entscheider Informationen auf Folien ansehen und dort ihre Planung ablegen, anstatt alles Live aus dem System zu holen, so lange brauchen wir Meilensteine.

Plattformen sind die Luftfederung auf der schnellen, unscharfen Fahrtstrecke. Allerdings muss man die erst einmal einbauen.

Das wiederum ist eine Transformation. Und die passiert eben nicht, indem die Plattform da ist, sondern indem anders gedacht und gehandelt wird. Auf Basis und mit der Plattform.

Ein einfacher Test: Wenn in Ihrer Leistungsorganisation Meilensteinfolien existieren und Projektplattformen nicht von allen genutzt werden, so lange fahren Sie mit dem Stahldämpfer herum. Dann trifft Sie jeder Schlag – und zwar richtig hart. Ändern Sie das und die Fahrt wird besser. Versprochen.

 

Kooperation in einer digitalen Welt – Beispiel Telekom

Dr. Dirk Wössner von der Deutschen Telekom AG weitet den Fokus der Digitalisierung auf Prozesse und Kundenerlebnisse aus. Kundenreisen sind als End-to-End Prozess zu verstehen. Das war nicht immer so und auch heute noch verstehen viele Unternehmen unter dem großen Oberbegriff „Digitalisierung“ die Integration neuer Technologien und Plattformen. Dirk Wössner gibt konkrete Beispiele, wie es einfacher und anders geht.

Digitalisierung in Prozessen

Im Service wurden früher beispielsweise punktuelle Umfragen zur Kundenzufriedenheit durchgeführt. Heute werden Erhebungen im Kontext von ganzheitlichen Kundenerfahrungen durchgeführt. Digitalisierung zeigt sich noch vor dem Einsatz von Technologie vor allem in intelligenten Geschäftsprozessen. Wesentliches Kennzeichen ist Standardisierung über alle Geschäftsprozesse hinweg.

Alte Wasserfallmodelle mit voluminösem Umfang haben heute auch keine Chance mehr in einer agilen und digitalen Leistungsorganisation.

Experten für agile Implementierungen können an dieser Stelle als exzellente Kooperationspartner der Deutschen Telekom einen hervorragenden Beitrag zur Gesamtwertschöpfung leisten.

Netzwerken, statt selber machen

„Wir haben in den letzten Jahren über 100.000 Mitarbeiter/innen abgebaut“, so Wössner. Die Frage steht im Raum, wie eine große Leistungsorganisation dennoch performant Ergebnisse produzieren kann. Die Lösung liegt auf der Hand – Kooperation.

Beispielsweise arbeitet die Deutsche Telekom mit dem Fraunhofer Institut zusammen, um einen intelligenten Netzausbau praktisch umzusetzen. Dabei kommen modernste KI-Forschungsergebnisse zum Einsatz. Diese Kapazitäten und Spezialisierungen können aus der Kooperation gezogen werden. Auf diese Weise wird die Gesamtleistungsfähigkeit erhalten.

So wirkt Digitalisierung auf unsere Psyche

Auf der Digital 2018 spricht Prof. Dr. Thomas Druyen über die Auswirkung moderner digitaler Technologien auf die menschliche Psyche. Unterschiedliche Formen der Intelligenz gehören zu uns, wie beispielsweise emotionale, soziale, kulturelle, kognitive und auch künstliche, virtuelle und künstlich emotionale Intelligenz, so Druyen.

So funktioniert das Gehirn – Grundsätzlich

Wenn wir das Gehirn auf seine drei essentiellen Systeme differenzieren, haben wir das „Reptilian Brain“,das Lymbische System und auch noch den Neocortex. Problematisch ist das Reptilian Brain, dass für Selbsterhaltung, Gewohnheiten und Instinkte verantwortlich ist. Je stärker wir unter Druck stehen, desto eher bewegen wir uns auf der Ebene des Selbsterhaltes. Kognitive Prozesse rücken zunehmend in den Hintergrund und Selbsterhaltung dominiert.

Die Wissens-Sintflut bricht über uns hinein

Digitale Medien und Instrumente brechen quasi über uns hinein wie eine Sintflut. Die Frage ist, wie wir mit dieser Flut umgehen. Gehen wir unter oder haben wir eine Arche, in der wir uns retten können. Beispielsweise durch Fokussierung auf wenige für uns relevante Inhalte und Sachverhalte. Die Realität wird heute massiv angereichert durch digitale Realitäten, in denen sich Menschen heute große Teile der Tageszeit bewegen. Wir sind quasi als Nussschale auf dem Meer der Informations- und Bilderflut.

Was passiert wirklich mit uns?

Wir sind quasi mitten in der Disruption und unser Gehirn ist eigentlich die größte Plattform in unserem persönlichen Leben. Wenn wir ehrlich zu uns sind, blickt kaum noch einer wirklich durch, weil die Details nicht mehr wirklich durchdrungen werden können, obwohl wir alle Instrumente in der Hand haben.

Was können wir konkret tun?

„Je mehr wir uns mit Möglichkeiten beschäftigen, desto mehr trainieren wir uns und unser Gehirn, mit disruptiven Umständen umzugehen“, so Druyen. Wir müssen Wissen wandeln in Verständnis. Optionen zu Entscheidungen formen und Gedanken zur konkreten Wahloptionen. Am Ende müssen wir Entscheidungen treffen. Wichtig ist es, dass wir uns hier wieder Freiräume schaffen. Konkret: Mal ausschalten. Netzwerke in die Ecke legen und sehr bewusst weniger auf uns einprasseln lassen. Auch das ist eine Entscheidung.