Bist du digital erschöpft?

Der Hype um Digitalisierung kann ganz schön erschöpfen. Ständig „on“, via Teams, Chatter und auch mit old Email pingt und klopft es ständig entweder auf dem Bildschirm oder in der Tasche. Wie können wir wieder in Ruhe effektiv arbeiten?

Es beginnt bei Kindern … und endet bei Profis

Meine Tochter ist 12 Jahre alt und als wir gestern zusammen am Tisch im Esszimmer saßen schaue ich ihr mal über die Schulter, um zu sehen, was sie da so auf WhatsApp in ihrer Klassengruppe schreibt. Meistens geht es da um Hausaufgaben, was zu lernen ist und wer gute Tipps hat, Aufgaben zu lösen. Doch dann staune ich nicht schlecht und ziehe meine linke Augenbraue neugierig hoch. „Ich habe kein Bock mehr auf diese Nachrichten zu antworten“ lese ich auf dem iPhone meiner Tochter. Oha – da tut sich was. Wir reden drüber. Und, ich denke über uns nach. Die Profis in der digitalen Welt.

Hast du auch keinen Bock mehr?

Nicht falsch verstehen. Es geht echt nicht um Arbeitsverweigerung oder Überlastung. Es geht darum, ständig, immer und überall mit zu diskutieren, seinen Senf dazu zu geben oder sonst irgendwie involviert zu sein. „Ich habe keinen Bock mehr“, schrieb meine Tochter. Das hat mich als Vater so richtig gefreut. Ich sah eine sehr gesunde Entwicklung und das ganz ohne die elterlichen gut gemeinten Ratschläge. Wenn wir mal nachdenken, können wir uns ganz ehrlich die Frage stellen, ob wir wirklich Bock auf dieses ständige „on sein“ haben. Wäre ein bisschen mehr Ruhe, etwas mehr Zeit für Konzentration und ungestörte Arbeit nicht wunderbar?

Einfach gesagt – schwer getan?

Es ist 05:20 Uhr am Morgen. Also jetzt in diesem Moment, wo ich diesen Blogbeitrag schreibe und ich habe ein paar Minuten vorher einen Kollegen gefragt, ob wir im Projekt x die Reisekosten separat abrechnen. Via Microsoft Teams. Vom iPhone. Klar erwarte ich jetzt keine Antwort, aber irgendwann im Laufe des Tages. Richtig verstanden und angewendet, können digitale Lösungen ein Segen für asynchrones Arbeiten im Team sein. Mein Kollege hat keine überflüssige Email in seinem Postfach, also muss er nicht formal antworten. Wahrscheinlich wird er irgendwann am Morgen auf sein Phone sehen und eben antworten mit „Jepp, machen wir“ oder „Nope, ist im Preis drin“. Kein „Hallo Harry“, kein „Besten Gruß…“, sondern einfach die Antwort im Flow. So funktioniert das prima, doch was, wenn wir zugeschüttet werden?

Ein guter Buchtipp …

Wer in der digitalen Welt angekommen ist, sowohl privat, als auch beruflich, für den habe ich einen guten Lesetipp. Allerdings ist der etwas länger, als 160 Zeichen. Doch es lohnt sich. Hilfreiche Hinweise für Menschen, die sich wieder etwas mehr Kontrolle in ihrer digitalisierten Welt wünschen liefert Markus Albers mit dem Werk „Digitale Erschöpfung“. Viel Freude bei der Lektüre und mehr Kontrolle im digitalen Umfeld.

Wir kennen deinen Standort – ohne Hack!

Provider wie T-Mobile oder AT&T verkaufen Deinen Standort … an Kopfgeldjäger (Bounty Hunter). Motherboard (USA) hat dies herausgefunden. Deine Telefonnummer reicht aus. Mehr braucht man nicht:

„Nervously, I gave a bounty hunter a phone number. He had offered to geolocate a phone for me, using a shady, overlooked service intended not for the cops, but for private individuals and businesses. Armed with just the number and a few hundred dollars, he said he could find the current location of most phones in the United States.

The bounty hunter sent the number to his own contact, who would track the phone. The contact responded with a screenshot of Google Maps, containing a blue circle indicating the phone’s current location, approximate to a few hundred metres.

Queens, New York. More specifically, the screenshot showed a location in a particular neighborhood—just a couple of blocks from where the target was. The hunter had found the phone (the target gave their consent to Motherboard to be tracked via their T-Mobile phone.) 

The bounty hunter did this all without deploying a hacking tool or having any previous knowledge of the phone’s whereabouts. Instead, the tracking tool relies on real-time location data sold to bounty hunters that ultimately originated from the telcos themselves (…)“

Unsere Standortdaten enthalten mehr vertrauliche Informationen, als die Inhalte unserer Gespräche. Bekannt wurde dies in den USA. Es bleibt abzuwarten, ob dies auch gängige Praxis in Europa ist, denn t-mobile US ist ein Unternehmen der Deutschen Telekom.

Bist du auch ein Twitter-Kasper?

Donald Trump ist das große Vorbild aller Selbstdarsteller geworden. Nicht unbedingt zu seinem Vorteil. In Deutschland dagegen denkt man lieber manchmal etwas nach, bevor man gedankenlos seine Ansichten twittert. Oder doch nicht? Auffällig sind jedoch die vielen Kasperle-Anstrengungen innerhalb der Armeen von Selbstdarstellern. Übrigens, LinkedIN, Facebook, Snap und Co. spielen alle in derselben Liga.

Kasperle und Selbstdarsteller überall

Es scheint nur noch Superhelden zu geben. Jeder führt ein brutal erfolgreiches Leben, genießt die außergewöhnlichsten Speisen, alle sind immer nur gut gelaunt und sowieso extrem erfolgreich. Jeder übertrumpft jeden. Ein gepimpter, komplett gestellter Snap Shot jagt den nächsten. Selbst die einfachsten Weihnachtskekse mutieren zu Superstars der perfekt inszenierten Küche. Und immer gut drauf! Wer glaubt den ganzen Quatsch eigentlich noch?

Gesucht: Echte Menschen – echtes Leben

„Die Arbeit heute ist extrem schwer. Ich kämpfe mich durch die Anforderungen und gebe mein bestes, doch am Abend bin ich komplett am Ende und ausgelutscht. Jetzt noch ein Essen mit dem Kunden – eigentlich bin ich schon tot. Egal, los geht’s“

Und dann noch ein Selfie mit dem Schreibtisch, blasses Bildschirmgesicht und eine leere Butterbrottüte neben der kalten Kaffetasse. Sowas würde kein Mensch posten. Klar, wäre ja einfach nur das echte Leben. Anstrengend und kräftezehrend. Da gibt sich doch lieber jeder als Kasperle, lacht in die Kamera und zeigt sich stets von der Schokoladenseite. Leider alles nur FAKE, nichts echtes … und wir wissen es bei jedem Bild: voll übertrieben!

Die wahren FAKE News

Lassen wir die Kirche doch mal im Dorf. Das echte Leben ist nun mal anstrengend und es ist auch nicht schlimm, wenn man hart kämpft um seine Ziele zu erreichen … und auch manchmal verliert. So ist das halt. Die echten Fake News (schon ein Widerspruch im Begriff) werden in den Social Networks hergestellt. Von jedem von uns. Ja ja, ein Blick in den Spiegel reicht komplett aus. Kein Rechts. Kein Links.

Mein Tipp: Manchmal ist es besser das scheiß Smartphone stecken zu lassen und mal einen Tag ganz normal zu leben, ohne Twitter, Snapperei und wer weiss was für „Hey, ich habe ein cooles Leben“-News-Feed. Das macht dich am Ende komplett unglaubwürdig, weil es einfach nicht wahr ist und jeder weiss das.

Was wir brauchen ist Substanz, Bescheidenheit und Belastbarkeit …

… und dazu gehört Durchhaltevermögen, Anstrengung und Kraftaufwand. Wer hat uns eigentlich beigebracht, dass wir immer lachen müssen, wenn einer die Linse auf uns hält? Wo sind die echten Menschen, zu denen man aufschauen kann, weil sie mehr können, als immer nur lachen und voll gut drauf sein?

Ganz im Ernst – Wer wollen wir sein, wie definieren wir uns in der digitalen Welt voller Möglichkeiten? Sind wir Superhelden oder Menschen?