Brauchen wir Werte?

Oder geht es auch ganz ohne, sozusagen rein digital, also kognitiv gesteuert, Umsätze generieren, effizient sein und gut ist? Diese Woche erreichte mich ein Brief aus Kanada, der über das Headquarter meines Arbeitgebers ec4u rein kam. Eine persönliche Anfrage, ob mein veröffentlichter Beitrag aus einer deutschen Zeitschrift jetzt in Afrika veröffentlicht werden darf. In dem Beitrag ging es um Werte. Unternehmenswerte und etwas, das vielleicht noch wichtiger ist – persönliche Werte und wie man diese im Unternehmensalltag lebt.

Wir haben eine Werteinflation

Richtig gelesen. Alle Unternehmen, die eine ausgereifte Stellung im Markt haben und die by the way die junge Generation Y und Z erreichen wollen, publizieren ihre Wohltaten an der Menschheit. Entweder wird in Afrika gespendet, das Essen an Schulen hierzulande verbessert, Behinderten werden finanzielle Mittel zuteil oder die CO2-Bilanz wird mit mehr Bahnfahrten verbessert. Das ganze hat einen Haken, denn nur allzuoft sehe ich, dass dies Lippenbekenntnisse sind. Die Aktionen sind schon toll, aber die Mitarbeiter in diesen Unternehmen lesen davon, doch sie selbst sind irgendwie davon ausgenommen. Alles beim alten. Ziele sind Ziele und der EBIT muss stimmen. So gesehen ist die Sache mit den Werten ziemlich inflationär. Alle haben sie, aber nur wenige leben sie auch wirklich. Warum ist das so?

Gründe für die Werteinflation

Kürzlich sprach ich mit einem Mitarbeiter eines Unternehmens in der Enterprise Liga. Dieser berichtete mir, wie sehr das Tagesgeschäft und die Zielverfolgung im krassen Gegensatz zu den „aufgeschriebenen“ Werten stehen. Wieder ein Fall von „Wir haben super Werte“, die jedoch eher in der Außendarstellung, als im Innenleben zu finden sind. Eine Sache muss mal klar gesagt werden:

Werte werden nicht in Workshops und schon gar nicht in Umfragen generiert!

Wenn ich mir dann anhöre, wie Werte richtig professionell erzeugt wurden mit Hilfe von Top-Beratern, die echt keine kleinen Beträge dafür eingesteckt haben, dann müsste spätestens an dieser Stelle bei jedem die Alarmsirenen nur so gellen, dass einem die Ohren weg fliegen.

Wo sind die Fundamente?

Werte sind Teil der DNA. Sie kommen aus der tiefen Verankerung menschlicher Überzeugungen und sie kommen von einem Leader. Wenn Unternehmen zwar super Manager (Handwerker), aber wenige Leader (Charismatiker) engagieren, dann ist klar, warum man Werte-Workshops veranstaltet. Die gesamte handwerkliche Kunst in der Umsetzung verendet in einem recht teuren Schall und Rauch-Unterfangen, weil das Fundament entweder zu kein dimensioniert ist oder sogar fehlt. Das ist unglaubwürdig, brüchig und keiner nimmt es richtig ernst.

Werte sind Chefsache! Und zwar richtig!

Vielleicht kennen die jungen unter uns noch den ersten Bundeskanzler aus Schulbüchern. Der hieß Konrad Adenauer. Ein Enkel vom ersten Kanzler hat ein Bekleidungsunternehmen mit echt cooler und frischer Mode. Kürzlich schenkte mir ein Freund ein T-Shirt von ADENAUER und irgendwie ist das mein neues Lieblings-T-Shirt. Es ist so kuschelig weich. Wichtiger noch: Irgendwie verbreitet es gute Stimmung. Ich kannte die Marke „Adenauer“ noch nicht, bis mir immer mehr davon in die Hände viel, wie beispielsweise interessante Zeitschriftenartikel. Dieser Typ, Andreas Adenauer, lebt seine Werte als Unternehmer. Das ist authentisch. Und genau das brauchen unsere TOP-Unternehmen. Hier können die großen von den kleinen mal was lernen.

Disruption erfordert Best Practice … von den kleinen

Mittlerweile hat sich ja herumgesprochen, dass die kleinen und schnellen Betriebe oftmals viel besser sind, als die alten Titanic-Dampfer mit ihren unveränderlichen Kursen, mit denen sie auf dem Weltmeeren herumschippern. Doch darum geht es jetzt nicht. Wer sich für Werte wirklich interessiert, sollte mal bei dem Fashion Label Adenauer recherchieren und vor allem bei dessen Leader Andreas Adenauer. Hier liegen wertvolle Schätze, die Enterprise-Unternehmen dringend aus der Tiefe heben sollten. Fragt mal einen um Rat, der wirklich einen Ratschlag erteilen kann und nicht immer nur die handwerklich ach so gescheiten Unternehmensberater mit ihren Konzepten.

Ich weiss, grade eben begehe ich einen echt krassen Interessenverstoß, weil auch ich nur ein Berater bin, aber in diesem Fall ist es wichtiger Substanz einzuholen, als Handwerker … sagt der Handwerker.

Change Manager Tipps

Du bist verantwortlich für Veränderung in einer Leistungsorganisation? Oft auch im Umfeld agiler Mega-Projekte bei der Einführung von IT-Plattformen? Dann habe ich hier drei wichtige Insights, die dir helfen können, wenn der Karren mal fest steckt. Denn die besten Konzepte bringen manchmal nichts, wenn der Untergrund sich ändert – Disruption! Mehr Gas geben hilft da auch nicht. Dann brauchst du einen neuen methodischen belastbaren Untergrund, um die PS wieder auf die Strasse zu bringen. Am besten betrachten wir die Haupt-Hürden, die es zu überwinden gibt.

Hürde 1 – Lack of Employee Involvement

Menschen haben eine latente Furcht vor Veränderungen und lieben Stabilität. Das ist begründet in neuen Aufgaben und Anforderungen, die es zu erfüllen gilt. Das erfordert ein Mehr an Lernen, Engagement und Bewegung. Noch wichtiger ist die Angst davor, zu versagen oder Anforderungen einfach nicht zu erfüllen. Je besser Mitarbeiter/innen verstehen, warum die Änderung stattfindet, desto eher sind sie bereit mit zu gehen und sich einzubringen. Wichtiger noch ist es, Menschen nicht nur zu informieren, sondern sie aktiv und dialogisch zu beteiligen und das gilt auch in Enterprise-Organisationen. Entsprechende Hilfsmittel, strukturierte Verfahren und technologische Lösungen sind anzuwenden. Je mehr Austausch auf persönlicher Ebene im Veränderungsprozess möglich ist, desto eher gelingt das Vorhaben in Summe.

Hürde 2 – Flawed Communication Strategies

Führungskräfte sind im Doppelpack mit Change Managern gut darin, Inhalte ideal über geeignete Kanäle/Medien zur rechten Zeit mit den richtigen Schwerpunkten unters Volk zu bringen. Das ist Standard im Change. Viele Führungskräfte glauben, dass die Veränderung dann funktioniert. Leider komplett falsch! Betroffene müssen erfahren, wie sie die Veränderung persönlich tangiert, was sich konkret täglich ändert und wie Kollegen/innen damit umgehen. Das gelingt nur in Gruppenkonzepten mit Interaktionen und Dialogen. Virtuell oder in realen Räumen, das bestimmt der Kostendruck, aber ohne diese Elemente werden die Ziele nicht erreicht.

Hürde 3 – Inadequate Culture Shift

Leistungsorganisationen sind gut in Aufgaben- und Rollenbeschreibungen, Geschäftsprozessen und auch in sonstigen administrativen Prozessen. Üblicherweise gelingt auch die Qualifikation im Umgang mit geänderten Prozessen oder mit neuen IT-Plattformen und -Lösungen recht gut. Doch wer beispielsweise von der Verkaufsperspektive zur Customer Journey mit Customer Experience-Elementen wechseln soll, hat damit keine Hilfestellung. Die Sichtweisen und Paradigmen ändern sich mit der Einführung von Customer Journey-Ansätzen so sehr, dass auch hier nichts ohne Kulturänderung funktioniert. Diese findet sich leider nicht in den Qualifikationsplänen. Das muss geändert werden. Das kostet Geld und Zeit, aber ohne diesen Invest, der vom Change Management verantwortet wird, können auch die besten IT-Plattformen nicht das gewünschte Ergebnis absichern.

Der neue Change Manager

Heute müssen Change Manager frische Programme und Konzepte einsetzen, die weit über bisher etablierte Methoden hinaus gehen.

Die Disruption hat auch das professionelle Change Management erreicht.

Standard-Instrumente sind in agilen Veränderungsumfeldern nicht ansatzweise ausreichend. Kommunikation war gestern. Heute läuft nichts mehr wirksam ohne One2One-Dialog und Gruppeninteraktion. Wer mit seiner Veränderung in komplexen Leistungsorganisationen Erfolg haben will, muss sich und sein Methodensetting verändern. Hier gibt es weitere konkrete Hilfestellungen dazu.

Rezession vor der Tür?

Wenn Apple einen Schnupfen hat, ist das nur ein Anzeichen für eine Grippe im globalen Maßstab. Es beginnt in China und schwappt über in aller Herren Länder. Die Reduktion der erwarteten Quartalsumsätze von 91 Mrd. US$ auf nur noch 84 Mrd. US$ (- 7 Mrd. US$) bei Apple reflektiert, dass in China etwas schief läuft und wie sich zeigte, ist das kein iPhone-Problem, sondern ein Branchenproblem, offensichtlich mehr noch, ein Problem der gesamten Volkswirtschaft. Was kommt da auf uns zu?

Apple ist extrem guter Seismograph

Bloomberg berichtet zu Apple jetzt auch noch über Reduktion bei Personaleinstellungen. John Gruber beschreibt sehr gut, dass dies kein Apple, noch ein iPhone-Absatzproblem darstellt, sondern etwas viel schlimmeres – Eine Rezession, die auch auf uns zukommen kann. Apple hat in den vergangenen Jahren und Quartalen extrem gute Voraussagen von Umsatz und Ertrag hingelegt. Aufgrund der globalen Märkte, auf denen Apple sich bewegt, ist dieses Unternehmen wie kein zweites in der Lage, als Seismograph herangezogen zu werden. Was bedeutet das für uns hier in Deutschland und Europa?

Wir stehen vor dem nächsten Cost Cutting

Wie immer wird beim Personal zuerst gespart. Im Sinne einer gesunden Trainingslehre kann Performance langfristig nur dann aufrecht erhalten werden, wenn Regenerationsphasen in den Trainingsplan eingebaut werden. Kurz: Runter mit dem überschüssigen Gewicht, Reduktion im Personal, bevor das Übergewicht die Erträge auffrisst. Kluge Entscheider bereiten sich vor.

Wie kann man sich vorbereiten?

Die Antwort liegt auf der Hand – Mit Digitalisierung und Automatisierung. Das gilt besondern im Bereich der Marktbearbeitung, also Marketing, Vertrieb und Service. Konkrete Schritte sind jetzt schleunigst einzuleiten. Die Kurzversion könnte so aussehen:

  • Start mit der Auswahl einer geeigneten CRM-Plattform
  • Austausch der alten CRM-Software gegen eine moderne CRM-Cloud-Plattform und agile schrittweise Implementierung der neuen Plattform bei gleichzeitiger Reduktion der Komplexität in Geschäftsprozessen
  • Empowering der Mitarbeiter, die an Bord bleiben
  • Verankerung von Plattform, angepassten Prozessen und neuem Wissen bei Mitarbeitern und Partnern

Jeder Abschwung bringt die Chance auf Performance-Steigerung mit sich, allerdings nur bei rechtzeitiger Investition.