Perspektivenwechsel, Bitte!

Gute Nachrichten haben es dieser Tage schwer. Von früh morgens bis spät abends werden wir quasi einem Bombardement an Bad News ausgesetzt. Angefangen bei tausenden Toten über einen völlig durchdrehenden US-Präsidenten bis hin zu allerhand unkoordinierten hektischen Aktionen. Menschen ringen um Leben und überleben, wirtschaftlich, als auch im Angesicht des Todes.

Gibt es nichts gutes mehr unter der Sonne?

Im Angesicht des Todes hebe ich meinen Blick bewusst empor und entscheide mich, nach oben zu sehen. Ich lade dazu ein, Hoffnung und Perspektive nicht gänzlich zu verlieren. Als Teil der Home Office Armee gehe ich aktuell in Arbeit unter, voll digitalisiert und eng vernetzt mit allen meinen Kollegen/innen. Das prägt mich in dem, was ich zu sagen habe. Aber auch die letzten Jahre haben mich geprägt, als ich dabei war, als Menschen ihren letzten Atemzug nahmen und in den Tod gegangen sind.

Hoffnung und Perspektive

Ganz aktuell sind mir heute folgende Botschaften unter die Augen gekommen:

  • Deutschland hat genug Intensivbetten – Es ist für alle gesorgt
  • BMW bestellt 5.000 Kuka Roboter für die Produktion
  • Geschäfte bis 800 qm sollen ab Montag wieder öffnen
  • Sprit wird billiger, Ölpreis WTI auf historischem Tief
  • Die Luft wird sauberer, mehr Lebensqualität für alle

Bei allem Übel gibt das Grund und Anlass, eine neue Perspektive einzunehmen. Es ist möglich, sich bewusst dieser Flut an Negativbotschaften auch nach Gutem Ausschau zu halten, darüber zu sprechen und sich an dem zu freuen, was wir noch haben.

Wertschätzung statt Rekordwahnsinn

Vielleicht ist es an der Zeit, einfache Dinge wieder wertzuschätzen. Freunde, Familie und die Zeit mit Menschen, mit denen wir jetzt den ganzen Tag zusammen sind. Wenig kann auch mal mehr sein. „Höher, weiter, schneller und besser“ ist nicht mehr angesagt, dafür aber „Substanz, Verlässlichkeit, Zuversicht und Mut.“

Am Ende bleibt die Substanz. Grade jetzt können wir hier neue Fundamente legen.

Richtig investieren. Beginnen wir mit unserer Perspektive. Das ist kein Aufruf zu grundlosem Optimismus, aber ein geschärfter Blick für das Gute kann das Gemüt beleben. Werden wir zu Botschaftern von guten Nachrichten, denn das ist aktuell Mangelware. Ein besseres Angebot würde uns allen gut tun.

Wir stehen am Anfang

Tippen wir mal in den Taschenrechner: 2.000 Milliarden US$ in den USA. 500 Milliarden EUR in Deutschland. 5.000 Milliarden US$ der G20. Hier und da ein paar hundert Milliarden macht unter dem Strich mal eben 8.000 Milliarden frisch gedrucktes Geld komplett ohne Gegenleistung.

8.000 Milliarden US$ aus der Druckerpresse

Bei den Zahlen ist es jetzt auch egal, ob hier EUR und US$ vermischt werden. Eine gigantische Aufblähung der Geldmengen (jetzt bitte keine M1, M2 M3 Diskussionen, völlig Wurscht!). Dass die Kurse hier steigen ist doch komplett normal. Wer klug ist, berechnet die prozentuale Steigerung der Kurse als diametral entgegengesetzte Wertvernichtung der Ersparnisse. Leute, das Ding fliegt uns um die Ohren! Aber gewaltig.

Cash is King

Ich stelle mir die Frage, wann die Menschen merken, dass unser System und zwar unser globales System kippt. Wann werden die ersten Menschen ihr Cash sichern? Wann werden die ersten Großbanken kippen mit dem üblichen Dominoeffekt?

Aaaaaaalso, wer jetzt ein paar Tausender cash in der Tasche hat, liegt vielleicht gar nicht so verkehrt, denn setzt aus welchem Grund auch immer mal ein Run auf das Bargeld ein, weil die ersten Banken schließen und Kredit und ec-Karten einfach nicht mehr funktionieren, dann könnte es zu spät sein.

Düstere Szenarien?

Dieses Szenario ist so düster, wie der Gedanke, dass 3 Milliarden Menschen quasi Kontaktsperren haben. Doof ist nur, aktuell sind tatsächlich 3 Milliarden Menschen unter Kontaktsperre. Jetzt kommt die Sache mit der exponentiellen Entwicklung. In dem Fall meine ich nicht die Verschuldung, sondern die Covid-19 Ausbreitung. So wie es scheint, ist in vier Wochen bei weitem nicht wieder alles im Lot.

Mutig sein – Szenarien denken

Mit Visionen gehen wir ans gedankliche Ende einer Entwicklung und die aktuelle Vision ist es, wir haben die „Flatten the Curve Nummer“ mit viel Disziplin hin bekommen. Wenn das gelingt, überleben viele Menschen, die sonst sterben würden. Ökonomisch ist das jedoch alles andere, als eine erfreuliche Sichtweise. Aber – nur diese Vision hilft uns in Summe wieder auf die Zielgerade.

Es wird wohl auf einen Restart hinauslaufen. Jetzt heißt es durchhalten, Disziplin an den Tag legen und Abstand halten. Wir müssen beginnen, unsere Ziele zu kassieren und neue zu definieren. Bescheidene Ansätze helfen dabei, nicht auch noch die Zufriedenheit zu verlieren.

Abseits! Mr. Trump

„I am so happy (…) Die Zinsen sind bei Null Prozent (…) die Anleger sind begeistert (thrilled) (…) I am so happy!“, so der Chaos-Präsident in den USA, der sich ganz nebenbei Deutsches Know-how zur Bekämpfung der Coronoa-Krise sichern wollte, aber eins nach dem anderen.

Donald Dumb

Es sterben täglich Menschen. Wir haben eine sehr ernste und reale Bedrohung und der Herr Präsident Donald Trump ist „wirklich glücklich“ über eine Zinssenkung. Angesichts der Bedrohungslage ist dieses Verhalten nicht mehr ansatzweise nachvollziehbar. Trump ist sehr glücklich über eine geldpolitische Entscheidung in der Krise, während 27 Mio. unversicherte in den USA in eine Katastrophe laufen? Echt jetzt? Abseits! Mr. Trump

Ökonomischer Unsinn

Wenn Lieferketten unterbrochen werden, Angebote ausbleiben und Nachfrage schwindet, führt mehr Geld ohne Einsatzmöglichkeiten, noch eine Zinssenkung zum Ziel. Was folgt ist INFLARE, Aufblähen und genau das sehen wir schon jetzt in den Futures. Wer eine VWL-Vorlesung jemals besucht hat, ist sich im klaren darüber, dass monetäre Anreize in Angebots- und Nachfrageschocks verpuffen wie der Knall eine Luftpistole. Es erschließt sich mir einfach nicht, was sich die Notenbank dabei gedacht hat. Und es bleibt ein Geheimnis, worüber Donald Trump jetzt so überglücklich ist.

Lösungen?

Leider gibt es in solchen Fällen keine schlauen Patentlösungen. Geldpolitik richtet in solchen Konstellationen meistens mehr Schaden als Nutzen an. Fiskalpolitik? Abwarten. Wir alle und jeder für sich tut aber gut daran, den Betrieb stabil und aufrecht zu erhalten, wo es auch immer nur geht. Jetzt ist sehr viel Disziplin, Fleiß und Eigeninitiative gefragt. Und erst Recht Kreativität, um in dieser schwierigen Lage einen Beitrag zu leisten. Für die Gemeinschaft. Homeoffice? Sicherlich einer der einfachsten Übungen, zumindest für Knowledge Worker.

Produktivität absichern immer schwieriger

Volkswagen beginnt die Produktion herunter zu fahren (je nach Standort), die Lufthansa erwartet einen Einbruch um etwa achtzig Prozent und die Wertpapiere der Commerzbank kosteten teilweise nur noch drei Euro. Wir rutschen ab und zwar ganz massiv. In dieser Situation können wir alle nur irgendwie zusammenhalten. Jetzt ist nicht die Zeit für Opposition und Diskussion. Jetzt müssen wir zusammen stehen und das bedeutet auch teilen, abgeben, verzichten, reduzieren. Das wird schwer, ein steiniger Weg, doch eins können wir alle dabei neu gewinnen – Miteinander geht besser als Gegeneinander.

Mut. Machen.

Wenn sich Mutlosigkeit und Angst ausbreitet, hilft es, wenn wir uns alle miteinander Mut machen. Lasst uns alle anpacken und machen, was machbar ist. Aber eins sollte kein tun: „sehr glücklich sein über Zinssenkungen und Geldschwemmen.“ Das verleiht uns Aufschluss über den Charakter eines Präsidenten. Ein Charakter, den ich so niemals für mich praktizieren will. Das ist weder mutig, noch gehört es zu der Kategorie „Machen“. Das ist einfach nur beschämend. Wir sollten es besser machen.

Wenn eine Gesellschaft es mit der Angst zu tun bekommt, hilft eines auf jeden Fall: MUT. MACHEN.

Ergänzung 17.03.2020: n-tv über Trump’s Politikstil