Bist du auch ein Twitter-Kasper?

Donald Trump ist das große Vorbild aller Selbstdarsteller geworden. Nicht unbedingt zu seinem Vorteil. In Deutschland dagegen denkt man lieber manchmal etwas nach, bevor man gedankenlos seine Ansichten twittert. Oder doch nicht? Auffällig sind jedoch die vielen Kasperle-Anstrengungen innerhalb der Armeen von Selbstdarstellern. Übrigens, LinkedIN, Facebook, Snap und Co. spielen alle in derselben Liga.

Kasperle und Selbstdarsteller überall

Es scheint nur noch Superhelden zu geben. Jeder führt ein brutal erfolgreiches Leben, genießt die außergewöhnlichsten Speisen, alle sind immer nur gut gelaunt und sowieso extrem erfolgreich. Jeder übertrumpft jeden. Ein gepimpter, komplett gestellter Snap Shot jagt den nächsten. Selbst die einfachsten Weihnachtskekse mutieren zu Superstars der perfekt inszenierten Küche. Und immer gut drauf! Wer glaubt den ganzen Quatsch eigentlich noch?

Gesucht: Echte Menschen – echtes Leben

„Die Arbeit heute ist extrem schwer. Ich kämpfe mich durch die Anforderungen und gebe mein bestes, doch am Abend bin ich komplett am Ende und ausgelutscht. Jetzt noch ein Essen mit dem Kunden – eigentlich bin ich schon tot. Egal, los geht’s“

Und dann noch ein Selfie mit dem Schreibtisch, blasses Bildschirmgesicht und eine leere Butterbrottüte neben der kalten Kaffetasse. Sowas würde kein Mensch posten. Klar, wäre ja einfach nur das echte Leben. Anstrengend und kräftezehrend. Da gibt sich doch lieber jeder als Kasperle, lacht in die Kamera und zeigt sich stets von der Schokoladenseite. Leider alles nur FAKE, nichts echtes … und wir wissen es bei jedem Bild: voll übertrieben!

Die wahren FAKE News

Lassen wir die Kirche doch mal im Dorf. Das echte Leben ist nun mal anstrengend und es ist auch nicht schlimm, wenn man hart kämpft um seine Ziele zu erreichen … und auch manchmal verliert. So ist das halt. Die echten Fake News (schon ein Widerspruch im Begriff) werden in den Social Networks hergestellt. Von jedem von uns. Ja ja, ein Blick in den Spiegel reicht komplett aus. Kein Rechts. Kein Links.

Mein Tipp: Manchmal ist es besser das scheiß Smartphone stecken zu lassen und mal einen Tag ganz normal zu leben, ohne Twitter, Snapperei und wer weiss was für „Hey, ich habe ein cooles Leben“-News-Feed. Das macht dich am Ende komplett unglaubwürdig, weil es einfach nicht wahr ist und jeder weiss das.

Was wir brauchen ist Substanz, Bescheidenheit und Belastbarkeit …

… und dazu gehört Durchhaltevermögen, Anstrengung und Kraftaufwand. Wer hat uns eigentlich beigebracht, dass wir immer lachen müssen, wenn einer die Linse auf uns hält? Wo sind die echten Menschen, zu denen man aufschauen kann, weil sie mehr können, als immer nur lachen und voll gut drauf sein?

Ganz im Ernst – Wer wollen wir sein, wie definieren wir uns in der digitalen Welt voller Möglichkeiten? Sind wir Superhelden oder Menschen?

Digitalisierung – Lehren aus der Politik

Unser Wirtschaftsminister Peter Altmaier bringt auf den Punkt, was in Initiativen zur Digitalisierung oberste Priorität genießen sollte. Die breite Diskussion mit den Stakeholdern. Das klingt abgedroschen, doch genau hier liegt der Hund begraben.

„Versemmelt haben wir es selbst“

So Peter Altmaier. Viel früher hätte eine breite Diskussion mit der Bevölkerung stattfinden sollen, so die späte Erkenntnis. Ein Typisches Change-Problem. „Wir da oben wissen es besser und machen mal“ und genau so kommt das dann „da unten“ auch an. In vielen Unternehmen wird dieser kapitale Fehler in Digitalisierungsprojekten wiederholt. Leider.

Was ist die Lösung?

Altmaier bringt es auf den Punkt. Einbezug und frühe Diskussion. Wir Berater nennen so etwas Interaktion. In Zeiten modernen digitaler Instrumente und mit Social Networks überhaupt gar kein Problem mehr. Eben nicht die alte Einbahnstraßen-Kommunikation von oben nach unten, also Werbung für etwas, sondern closed loop als Zweibahnstraßenkonzept. Kurz Interaktion und der frühe Einbezug in der Konzeptphase, also weit vor der Umsetzung.

Wer diese einfache Metrik nicht berücksichtigt, dem könnte es so ergehen, wie den großen Volksparteien. Die Zeiten von „Wir da oben wissen es eh besser“ sind endgültig vorbei, selbst, wenn dem so wäre. Es ist alles viel zu schnell, zu vernetzt und zu unscharf geworden, als dass die veraltete „Wir informieren euch“-Nummer noch funktionieren könnte. Erst gestern hat unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel es in Chemnitz vorgemacht. Leider zu spät.

Was ist die Moral der Geschichte für Initiativen in der Digitalisierung? Moderne digitale Interaktion. Ein Change Management, dass dazu passt. Alte Methoden haben hier keinen Raum mehr. Der systematische Einbezug der  Stakeholder bereits in der Planungsphase. Agil und mit einer Haltung zur Bereitschaft, Dinge anzupassen, noch bevor sie umgesetzt werden. Auch im Change Management haben alte Wasserfallmodelle ausgedient.

Agiles Vorgehen im Change ist für viele noch neu, aber anders funktioniert es nicht mehr.

Brexit, Trump, Italien, Erdogan, Aktiencrash und die Digitalisierung

Willkommen in der Zukunft. Obwohl wir die Spitze des Wohlstands erreicht haben, scheint sich alles um uns herum aufzulösen, zu erodieren und in sich zu verfallen. Anstatt Frieden und Ruhe, breiten sich Kritik, Spaltung und Nationalismus aus. Drei Megatrends entfalten wieder einmal ihre volle Wirkung.

Geschwindigkeit, Unschärfe und Vernetzung nehmen zu

Fakt ist, dass die viel gepriesene Digitalisierung, an der wir alle mit Volldampf arbeiten, auch immer mehr zum Brandbeschleuniger wird.

Denn …

schauen wir den Fakten ins Auge: Je digitaler wir werden, desto schneller reagieren Märkte und desto schneller entgleisen uns auch Entwicklungen, weil wir einfach nicht mehr hinter her kommen. Alles ist so unglaublich schnell geworden, damit auch unscharf und das auch noch in einer Hyper-Vernetzung.

Politik und Wirtschaft im Umbruch

Ganz im Ernst, noch bevor der US amerikanische Präsident gewählt wurde, habe ich ihm den Kosenamen Donald Duck vergeben. Ein Egomane an der Spitze der westlichen Welt. Ignoranten in Italien und komplett verpeilte Briten versinken in selbstgekochtem Chaos. Eigentlich lief alles so gut, bis sich ein paar Nationalisten in jeder dieser Nationen in ihrer geistigen Umnachtung und mit markanten Sprüchen ihre Wähler organisierten. Ruck-Zuck sind sie an der Macht und steuern offenen Auges immer tiefer ins Chaos. An der Spitze Donald Duck mit seinem qualmenden Tweet-Account zwischen den Griffeln.

In der Zwischenzeit wird brutal in Digitalisierung investiert. Allem voran in Technik und immer im Blindflug, weil das Thema digitale Transformation üblicherweise mittellos und halbherzig betrieben wird. Um es klar zu sagen: „Transformation“ ist nicht der Einzug von Technik, sondern die Veränderung von Denk- und Verhaltensweisen. Der Faktor Mensch ist und bleibt der wichtigste Produktionsfaktor, zumindest in Europa. Hier ist Innovation immer noch wichtiger als Automatisierung. Wenngleich das eine mit dem Anderen einhergeht.

Geschwindigkeit, Unschärfe und Vernetzung

Schauen wir noch mal auf die Schlagworte in der Überschrift. Sie alle stehen unter den drei Megatrends. Donald Duck braucht keine Presse mehr. Auch keine Kontrollinstanz. Donald haut sein Zeug einfach über Twitter raus und bestimmt damit, worüber berichtet wird. Die Medien kommen kaum noch hinterher damit, aus dem wüsten Haufen von Lügen, Spalterei, Anschuldigungen und Angriffen die Faktenlage ex-post zu klären.

Europäische Unternehmen und die Verwaltungen der Staaten haben schlichtweg keine Zeit, sich auf einen Brexit vorzubereiten, bei dem noch immer nicht klar ist, wie er kommt, wann er kommt und ob er überhaupt kommt. Alles ist so unglaublich unscharf und schnell. Die Anzahl der Szenarien wächst exponentiell.

Die Märkte reagieren

Geld war schon immer ein super Seismograph und hier passieren aktuell Dinge, die kein Mensch mehr nachvollziehen kann. Vielleicht im nachhinein, aber alte Vorhersagemodelle versagen. Sichere Szenarien crashen. Zwei Beispiele: Netflix hat super Zahlen vorgelegt, zweistelliges Wachstum und noch mehr Wachstumsaussichten für die Zukunft. Wie raegiert der Markt? Jeder Mensch würde in so einer Situation long gehen. Über Nacht schraubt sich der Kurs nach oben, nur um dann eine wochenlange Abwärtsbewegung einzuleiten. Ähnlich bei Wirecard, dem neuen digitalen Transaktionsliebling im DAX. Extremes Wachstum, exzellenter EBIT, angehobene Aussichten und was macht der Kurs? Aberkauf. Im ersten Schock auf die extrem guten Nachrichten erst mal sieben Prozent eingebrochen.

Auch sonst schwanken die Kurse heute im Tagesverlauf so, wie es früher nur in ganzen Jahren passierte. Ein vierter Megatrend scheint sich auszubreiten …

Volatilität

Diese Schwankungen betreffen nicht nur kleine Unternehmen. Selbst Apple, das teuerste Unternehmen dieses Planeten mit weit über 1,2 Mio. beschäftigten in der Wertschöpfungskette verliert binnen Tagen über 200 Mio. US$ an Wert. Nur mal so, Volkswagen, der größte Autobauer der Welt ist etwa 75 Mrd. Euro wert. Das alles ist noch kein Crash, es ist einfach alles volatil. Die Digitalisierung ist also nicht nur Segen. Die ganze Vernetzung liefert auch die Grundlage, dass Meinungen schneller die Runde machen, handlungsrelevant werden und unser Schicksal ratz-fatz in eine andere Richtung steuern können. Und zwar komplett ohne Stoßdämpfer. Die Einschläge treffen mit voller Wucht und ungefedert in Gesellschaft, Politik und Entscheidungsprozesse. Was kann man da machen?

Eine Lösung – Die Luftfederung

Wenn wir extrem schnell, damit unscharf und vernetzt unterwegs sind, sollten wir die Vernetzung nutzen, um die harten Schläge aus Schlaglöchern abzufedern. Informationen müssen vollständig verarbeitet werden und real time in Entscheidungen umgesetzt werden. Sofort muss Druck im Dämpfer aufgebaut werden, um auch gleich wieder zu entweichen. Wer hier noch mit Stahlfedern auf der Rumpelstrecke unterwegs ist – Gute Nacht!

MeilenSTEINE als Relikt des Steinzeit-Managements

Was ist die Luftfederung? Im Projektgeschäft eine Abkehr von Wasserfall- und Meilensteinplanungen. Meilensteine sind erst einmal nur dazu da, um dagegen zu knallen und den Schaden dann zu begrenzen. Ich habe noch nie gehört, dass Meilensteine richtig gut geholfen haben, ein Ziel besser zu erreichen. Das liegt daran, weil viele Entscheider immer noch nicht in Echtzeit denken und handeln können. Die Krücke „Meilenstein“ ist was für Langsamdenker, für Leute, die sich irgendwo festhalten müssen, weil sie sonst die scheinbare Kontrolle verlieren. Weil sie es immer noch nicht gewohnt sind im „Fluid Management“ zu agieren – in Echtzeit eben. Damit das funktioniert, müssen die Folien gekillt und die Steuerungsplattformen installiert werden. So lange sich Entscheider Informationen auf Folien ansehen und dort ihre Planung ablegen, anstatt alles Live aus dem System zu holen, so lange brauchen wir Meilensteine.

Plattformen sind die Luftfederung auf der schnellen, unscharfen Fahrtstrecke. Allerdings muss man die erst einmal einbauen.

Das wiederum ist eine Transformation. Und die passiert eben nicht, indem die Plattform da ist, sondern indem anders gedacht und gehandelt wird. Auf Basis und mit der Plattform.

Ein einfacher Test: Wenn in Ihrer Leistungsorganisation Meilensteinfolien existieren und Projektplattformen nicht von allen genutzt werden, so lange fahren Sie mit dem Stahldämpfer herum. Dann trifft Sie jeder Schlag – und zwar richtig hart. Ändern Sie das und die Fahrt wird besser. Versprochen.